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kamen. Den Glanzpunkt der alten ägyptischen Geschichte bildet die
Regierung des berühmten
Sesostris (auch Ramses II., der Große genannt), im
14. Jahrhundert vor Chr., der seine Eroberungszüge bis an ben
Don und den Ganges ausgedehnt haben soll und sich auch um das
Innere des Landes durch eine neue, die Verwaltung erleichternde
Emtheiluug Aegyptens in 36 Bezirke, Nonen genannt, sowie durch
die Befestigung der Ostgrenze, bnrch Anlegung von Stäbten, Kanälen
u. s. w. verbient machte. Seit Sesostris war Memphis ber bleibenbe
Herrschersitz.
Unter ben Nachfolgern bes L>esostris werben Rhampsinit,
als ber Besitzer unermeßlicher Reichthümer unb Errichter ber größten
Obelisken, die Tyrannen Cheops und Chephren und der ge¬
rechte Myeerinus (alle im 13. Jahrh, vor Chr.) als Erbauer
großer Pyramiden genannt.
Im achten Jahrhundert vor Chr. Geb. bemächtigte sich der
Oberpriester Sethon der Alleinherrschaft. Dieser brachte die
Kriegerkaste durch harte Behandlung gegen sich auf, so daß sie ihm,
als der assyrische König Sanh erib in das Land einfiel, den Ge¬
horsam versagte, bei welcher Gelegenheit, wie die Sage erzählt, das
Land nur dadurch gerettet wurde, daß Feldmäuse in einer Nacht
den Kriegern Sanherib's Köcher, Bogen und Schildriemeu gänz¬
lich zernagten, so daß sie am folgenden Morgen waffenlos fliehen
mußten. Nach Sethons Tode erhob sich die Kriegerkaste, und zwölf
ihrer Führer vereinigten sich zu einer gemeinschaftlichen Regierung.
Diese zwölf Herrscher, D od ekarch en genannt, erbauten, als Denk¬
mal ihrer gemeinsamen Wirksamkeit, das Labyrinth. Einer der¬
selben, Psammetich, der das Delta mit der Hauptstadt Sais
erhalten hatte, stürzte, mit Hülfe griechischer Miethetruppen, seine
Mitherrscher und stellte die Einheit des Reiches her.
Mit Psammetich (650—617) beginnt, in Folge des bnrch ihn
angebahnten Verkehrs mit dem Anslanbe, besonbers mit ben Griechen
unb ben Phöniziern, ein neuer zuverlässigerer Abschnitt in ber
ägyptischen Geschichte. Sein Sohn Necho (61 7—595) beabsichtigte,
zur Förderung des Handels und der Schiffahrt das mittelländische
Meer durch einen Kanal mit dem rotben Meere zu verbinden, doch
mußte das begonnene Unternehmen aufgegeben werden. Sein Be¬
streben, Phönizien zu erobern, verwickelte ihn in einen Krieg mit
dem Könige von Babylon, Nebucadnezar, und in ber Schlacht
bei Cireesium (604) verlor er alle in Asien gemachten Er¬
oberungen.
Der letzte ägyptische König war Psammenit, unter welchem
Aegypten bnrch ben Perserkönig Kambyses erobert unb iu eine
Provinz bes Perserreiches verwanbelt würbe, 525 v. Chr.