Full text: Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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num, das später einen halbkreisförmigen Ausbau erhielt, zum 
Sitz des Priesters, zur Apsis. Als nun die Christengemeinden 
wuchsen, war man genötigt, einzelne solche Privaträume ausschlie߬ 
lich für gottesdienstliche Zwecke einzurichten. Hier und da schritt 
man auch zu Neubauten, die nun die ersten selbständigen Kirchen 
waren und eben Basiliken genannt wurden. Dabei war es selbst¬ 
verständlich, daß man zu baulichen Veränderungen schritt uud die 
Einrichtungen vervollkommnete. Namentlich nahm man, um nicht 
der Ungunst der Witterung ausgesetzt zu sein, eine völlige Über¬ 
dachung des Mittelraums oder Atriums vor. Das nötigte gleich¬ 
zeitig zu einer veränderten Lichtzuführung. Deshalb erhöhte man 
das Mittelschiff über die Seitenschiffe und brachte an ihm seitliche 
Fenster an. Die Decke war wagerecht und erfuhr durch Malerei 
und Täfelung eine künstlerische Ausschmückung. Das Tabliuum 
erweiterte sich zum besonderen Priesterhaus, zu dem vom Gemeinde¬ 
haus einige Stufen hinaufführten. Neben dem Stuhl (cathedra) 
des Bischofs befanden sich in der Rundung entlang die Sitze für 
die Priester. Vor dem Altar nahm nicht nur die niedere Geistlid)- 
feit, sondern auch der Sängerchor Platz. Infolgedessen erhielt der 
ganze Raum, überhaupt das Priesterhaus, den Namen Chor. 
Vom Gemeindehaus wurde er durch Schranken abgeschlossen, die 
man, nm größeren Raum zu gewinnen, später weiter in das Ge¬ 
meindehaus hinein verlegte. Beim Gottesdienste sprad) der Bischof 
ursprünglich vom Sitze (ex cathedra) aus. Als das aber infolge 
der Erweiterung des Gotteshauses nicht mehr angängig war, brachte 
man an den Schranken, die Priester- und Gemeindehaus schieden, 
Rednerbühnen an. Der Altar kam bei Neubauten, die man zu 
Ehren eines Märtyrers errichtete, gewöhnlich an die Stelle, wo 
dieser gestorben war. Hatte er and) die Grabstätte daselbst, so 
führte eine Treppe zu einer unterirdischen Kapelle, in der der 
Gläubige angesichts des Märtyrergrabes feine Andacht verrichten 
konnte. 
Eine berühmte Basilika der ältesten Zeit war die Peter 3- 
kirche in Rom, die von Konstantin d. Gr. über dem Grabe des 
Apostels Petrus errichtet worden war. Sie zerfiel in drei Teile: 
Vorhaus, Gemeindehaus und Priesterhaus. Die Vorhalle war für 
die Katechnmenen bestimmt, die die Taufe uod) nicht erhalten hatten, 
sowie für Fremde, Bettler, Büßer, die am Gottesdienst der Ge¬ 
meinde noch nicht teilnehmen durften. And) andere Versammlungen 
der Gemeinde oder Gerichtsverhandlungen wurden hier abgehalten.
	        
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