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Ein solcher Pennal sch maus veranlaßte
den 2. Februar 1644 zu Jena einen Studenten¬
tumult, den Herzog Wilhelm von Weimar selbst
mit zwei Kanonen und ioo Mann Soldaten
dampfen mußte. Scharf klang das Patent, wel¬
ches er den Tag drauf publizirte. Aber es hicng
fester am Nagel, als in den Herzen der Studen¬
ten. Kaum war das Ungewitter vorüber, so
stimmte man auch schon wieder den alten Ton an.
Erinnert man sich nun der genannten Ab¬
scheulichkeiten des Pennalismus; weis man, daß
so mancher blühende Jüngling dadurch zeitlebens
siech und gebrechlich ward, darf man sich dann
wundern, wenn Aeltern Bedenken trugen, ihre
Söhne studiren zu lassen — mochte man es letz¬
ter», wenn sie vielleicht schwächlichen Körpers,
ängstlichen Temperaments waren, verargen, daß
sie lieber daheim Stamm feixe blieben, als
für Geld und Durst nach Wissenschaft sich quälen
ließen. —
Und so verloren die Wissenschaften gewis
manchen guten Kopf. Denn warlich! es gehörte
damals nicht blos Talent, Fleis und Geld, son¬
dern auch Muth zum Studiren.
Das Alter des Pennalismus ist unbekannt.
Wahrscheinlich entstand er mit den Universitäten
in Deutschland selbst und zwar allmälig aus den
grosen Freiheiten, womit man sie begabte. Der
erste Grund dazu lag wohl in der erbärmlichen
Schulverfassung des Mittelalters, kraft welcher
die