Die Hohenzollern u. ihre Fürsorge f. d. allg. Wohlfahrt. 309
Anfrage seitens des Konsistoriums, ob die katholischen Soldaten¬
kinder-Schulen, welche Anlafs gäben, dafs Protestanten zum
Katholizismus übergingen, bestehen bleiben sollten:
„Die Religionen Müssen alle Tolleriret werden, und Mus
der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der ändern
abrug Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Fasson1) Selich
werden.“ — Auch dem Zeitungswesen gönnt er eine gewisse
Freiheit.
Der König selbst ist wissenschaftlich und künstlerisch
thätig. Er blies die Flöte (Konzerte zu Sanssouci), komponierte
den „Hohenfriedberger Marsch“, verfafste französische Gedichte,
stand in regem schriftlichem und mündlichem Verkehr mit be¬
deutenden Männern und schrieb viele Werke; z. B. L’Antima-
chiavel, Histoire de mon tems, Histoire de la guerre de sept ans,
De la litterature allemande, Lettres sur l’amour de la patrie. —
Sein Einflufs auf die deutsche Dichtung. Goethe: „Der erste
und wahre höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich
d. Gr. und die Thaten des siebenjährigen Krieges in die deutsche
Poesie.“ Lessing, Gleim, Ramler, Kleist.
7. Justizwesen.
Sein Ziel: Gleichheit aller vor dem Gesetz. (Der König
steht unter demselben.) Unabhängigkeit der Rechtsprechung.
Abschaffung der Folter. Trennung der Verwaltung von der
Rechtsprechung, Schaffung eines selbständigen Richterstandes.
Thätigkeit des Grofskanzlers v. Cocceji, 1748 Veröffentlichung
der neuen Gerichtsordnung im Codex Fridericianus. Seinem
Vater nachfolgend, veranlafste er die Aufzeichnung des „all¬
gemeinen preulsischen Landrechtes“, aber im Geiste der Hu¬
manität. Carmers und Suarez’ Verdienste. — Der Müller von
Sanssouci. Trotz besten Wollens irrte der König im Arnold-
schen Prozefs.
Abfall von seinen Überzeugungen: Verfahren gegen den
Freiherrn v. d. Trenck.
8. Sittlicher Zustand.
Der Fürst ist „strafbar“, wenn er, statt der Wächter guter
Sitten zu sein, „die Volkserziehung durch sein eigenes verkehrtes
Exempel verderbe.“ So sprach und danach handelte Friedrich als
Monarch. Ferner war er ein leuchtendes Vorbild strengster Pflicht¬
erfüllung, gröfster Thätigkeit und zeigte, wie man die Mufsezeit
1) Manche meinen, in dem Ausdruck „Fai^on“ liege etwas Gering¬
schätzung. Mit nichten In jener Zeit sprach man ein entsetz¬
liches Mischmaschdeutsch, in dem fafon „Art, Gestalt“ schlechthin be¬
deutete.