Full text: Die Kulturverhältnisse des deutschen Mittelalters

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segnung. An die kirchliche Feier schlossen sich Waffe n- 
spiele (Buhurt, Tjost) auf dem Burghofe, deren Beginn auf 
den Wink des Königs durch Trompeten und Posaunen ange¬ 
kündigt wurde. Hier hatten die jungen Ritter Gelegenheit, 
zu zeigen, daß sie der neuen Würde nicht unwert waren. 
Die Frauen schauten von den Zinnen oder Fenstern dem 
fröhlichen Treiben zu. Auf die Spiele, deren Ende der 
König durch Trompeten melden ließ, folgte gegen Abend 
das F e s t m a h 1. Die vornehmen Gäste speisten beim Wirt 
im Rittersaal, von Edelknaben unter Aufsicht des Truchseß 
bedient, während das Gefolge in der Herberge oder im Freien 
vom Marschall verpflegt wurde. Edle Sänger, bessere Spielleute 
und die „Fahrenden“ der niederen Künste (Possenreißer, 
Jongleurs) sorgten für die Unterhaltung. Am Schluß des 
Festes, welches zuweilen mehrere Tage oder Wochen dauerte, 
kehrten die Gäste, vom Wirt beschenkt und geleitet, heim. 
Auch die Spielleute empfingen reiche Gabe und trugen dafür 
das Lob des „milden“ Wirtes in alle Lande. — Solche festlichen 
Schwertleiten fanden statt, wie Siegfried das Schwert 
empfing, ferner beim jungen Siegeband (Gudrun), an 
Gunthers und Hettels Hochzeit, bei Tristans 
Aufnahme in den Ritterstand (4545 ff.). 
So lange die Ritterwürde noch zu den Vorrechten des 
Adels gehörte, verlieh sie der König, und zwar an viele Schwert¬ 
genossen zugleich. Als aber seit dem 12. Jahrhundert auch die 
Ministerialen Ritter werden konnten (S. 49), berechtigte nicht 
mehr die Geburt allein, sondern persönliche Tüchtigkeit dazu, 
das Schwert zu nehmen. Seitdem konnte jeder Ritter, der zu 
der Genossenschaft gehörte, den Ritterschlag erteilen. Der 
adelige Knappe erhielt ihn meist früher, z. B. Ludwig der 
Fromme mit 13, Heinrich IV. mit 15 Jahren. Für die 
übrigen wurde das 21. Jahr zur Regel. Der Ritterschlag machte 
den jungen Mann mündig, auch insofern erinnert er an die alte 
Wehrhaftenachung (S. 13). Durch die Schwertleite wurde die 
Vollendung der ritterlichen Erziehung be¬ 
zeichnet, der Knappe war nun ein „Ritter, Held, Degen, Recke“. 
Er mußte sich als des Standes würdig erweisen, mußte das 
R i 11 e r i d e a 1 zu verkörpern suchen, auch wenn die völlige 
Verwirklichung desselben wohl • nie gelingen konnte. Voll¬ 
endete Ritter blieben nur dichterische Ideal¬ 
gestalten, solche sind Siegfried, Artus, ferner
	        
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