Full text: Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte

anlegen konnte. In den Mauergewölben lagen 24 000 Mann. Die 
Straßen waren eng, die Häuser schon sehr hoch (bis zu sieben Stock). 
Karthago besaß einen Kriegs- und einen Handelshafen und zählte gegen 
700 000 Einwohner. Es war eine Weltstadt und beherbergte Menschen 
aus aller Herren Ländern. Die Bürger waren phönizischer Herkunft und 
hießen deshalb Punier. Wie ihre Ahnen waren sie ein echtes Krämer¬ 
und Handelsvolk. Sie legten an den Küsten des westlichen Mittelmeeres 
Pflanzstädte und Niederlassungen au und gewannen über viele Gebiete 
die Oberherrschaft, wie über Sizilien, Sardinien, Korsika, die Balearen, 
Spanien und das westliche Nordafrika. Die Karthager selbst stellten nur 
die Offiziere für Heer und Flotte. Die unterworfenen Gebiete mußten 
die Truppen stellen. Afrika lieferte gutes Fußvolk und eine vorzügliche 
Reiterei (Numidier). Dazu warben die Punier für schweres Geld Miets¬ 
truppen aus Griechenland, Italien, Gallien und Spanien. Gefesselte 
Sklaven bestellten die Felder. Mancher Vornehme besaß ein Sklavenheer 
von 20000 Mann. Ungeheure Reichtümer häuften sich in Karthago an. 
Spanien lieferte große Mengen von Silber und andern Metallen. Kar¬ 
thago bildete die bedeutendste Seemacht, nachdem die phönizische, per¬ 
sische und griechische Flottenmacht vernichtet war. 
2. Der erste punische Krieg. 
Mit Rom hatte Karthago bis zum Tarentinischen Kriege gute Be¬ 
ziehungen unterhalten. Es hatte die Römer sogar gegen Pyrrhus unter¬ 
stützt. Aber zehn Jahre nach diesem Kriege gerieten Rom und Karthago 
in Streit. Zwanzig Jahre lang stritt man zu Wasser und zu Lande. Die 
Römer waren in Sizilien siegreich; aber es fehlte ihnen die Flotte. Da 
bauten sie nach dem Muster eines gestrandeten Schiffes eine Flotte von 
160 Fünfruderern und bemannten sie mit Bewohnern der unteritalischen 
Seestädte, die im Seekampf erfahren waren. Dazu rüsteten sie ihre 
Schiffe am Vorderteile mit Älterbrücken aus. Kam ein punisches Schiff 
mit der Längsseite nahe genug heran, so ließ man die Enterbrücke nieder. 
Darauf stürmten die Römer hinüber und erschlugen die erschrockene 
Bemannung. So gewann Duilius 260 bei Mylä einen großen Sieg. 
Nun segelte der römische Feldherr Regulus mit seinem Heere nach Afrika. 
Er ward aber besiegt uud gefangen genommen. Darauf erlitten die 
Römer eine Niederlage zur See; dazu zerstörte der Sturm mehrmals 
ihre Flotten. Sie suchten daher nur Sizilien zu behaupten. Da bauten 
einige reiche Familien Roms eine Flotte von 200 Schiffen. Mit ihr 
wurde die karthagische Flotte völlig besiegt. Karthago schloß Frieden und 
trat Sizilien ab. Sizilien ward die erste römische Provinz. Die bisherigen 
Grundbesitzer wurden zu Erbpächtern erniedrigt uud mußten den Zehn¬ 
ten als Erbpacht entrichten. Nach einiger Zeit nahmen die Römer den 
Puniern auch Sardinien und Korsika. So griff Rom auch über das Fest¬ 
land hinaus und nahm Besitz von den großen Inseln.
	        
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