Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen

108 Die neue Zeit bis zur französischen Revolution. 
Frieden und Bündnis. Die Verhältnisse waren plötzlich verändert. 
Zwar wurde Peter III., der sich durch seine überstürzten Neuerungen 
verhaßt gemacht hatte, aus Anstiften seiner Gemahlin Katharina II. 
schon nach einem halben Jahre wieder ermordet, doch erhielt 
diese, welche jetzt den Thron bestieg, den Frieden mit Preußen 
aufrecht, wenn sie auch die russischen Truppen aus dem preußischen 
Lager zurückrief. Auch Schweden trat vom Schauplatz ab, 
und nachdem Fri edrich noch einmal in Schlesien bei Burkers¬ 
dorf und sein Bruder Heinrich in Sachsen bei Freiberg 
über die Österreicher gesiegt hatte, sehnte sich alles nach Frieden, 
der denn auch zu Hubertsburg in Sachsen 1763 zu stände kam 
uud Preußen den Besitz von Schlesien für immer sicherte. 
Seitdem galt Preußen als die fünfte europäische Großmacht. 
§. 91. Ariedrichs d. Kr. fernere Regierung. — Joseph II. 
Friedrich war eifrig bemüht, die Wuudeu, die der siebenjährige 
Krieg seinem Lande geschlagen hatte, nach Kräften zu heilen. 
Er erließ den herunter gekommenen Landleuten und Fabrikanten 
auf mehrere Jahre die Steuern, er teilte Geld und Getreide aus, 
beförderte Ackerbau und Bergbau, machte wüste Gegenden urbar 
(Oder- und Warthebruch), legte Dörfer und Kolonieen, Straßen 
und Kanäle an; auch verbesserte er das Steuersystem und hob 
den Wohlstand des Landes und Volks, während seine eigne Hof¬ 
haltung sparsam und einfach war. — Während sich das Kirchen- 
und Schulwesen weniger feiner Aufmerksamkeit erfreuten, wandte 
er große Sorgfalt auf das Gerichtswesen; die Folter wurde 
aufgehoben, die Gesetze verbessert. Von allem nahm er selbst 
Einsicht, und durch seine unermüdliche Thätigkeit vom frühen 
Morgen bis zum fpäteu Abend erlangte er eine umfaffeude 
Kenntnis von allen Zuständen feines Landes. — So verdiente 
er durch feinen reichen Geist, durch feinen großen Charakter und 
durch feilte ruhmvollen Thaten den Beinamen des „Großen"; er ist 
eilt Liebling des deutschen Volks geworden, in dessen Andenken 
er immer als „der alte Fritz" fortleben wird. 
Im hohen Alter wurde Friedrich noch einmal zum Kriege 
mit Österreich gebracht. Als nämlich die wittelsbachfche 
Linie in Baiern erlosch, wollte Joseph II. im Einverständnis 
mit dem Erben, dem pfälzischen Wittelsbacher, Baiern an 
1778. sich bringen, und dies führte den baierischen Erbfolgekrieg herbei, 
wo allerdings im Felde nur wenig gestritten wurde. Friedrich II. 
setzte es durch, daß Baiern dem pfälzischen Hause verblieb. 
Und als Joseph feilt Lieblingsprojekt der Abrundung Österreichs 
noch einmal aufnahm, und der neue Kurfürst von Baiern ihm 
feilt Land gegen die österreichischen Niederlande überlassen wollte, 
da stiftete Friedrich II. den „Fürstenbund", welcher die 
österreichischen Pläne zu nichte machte.
	        
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