fullscreen: Lesebuch für die mittleren Klassen der Elementarschulen, sowie auch für die oberen Klassen ärmerer Volksschulen

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Haus aufgenommen. Als der Knabe zwölf Jahr alt war, 
ließ der Herr ihn eines Tages vor sich rufen. 
Der Knabe, als er in das Zimmer trat, bemerkte auf 
dem Tische zwei Briefe, wovon der eine mit schwarzem Trau— 
errande und schwarzem Siegel versehen war. Der andere 
Brief trug aber ein goldenes Siegel und war auch schön ge— 
schmückt. Der Herr überreichte uln den schwarzen Brief dem 
überraschten Knaben mit der Weisung ihn zu öffnen und zu 
lesen. Und der Knabe öffnete und las darin, wie viele Schul— 
den sein Vater bei diesem Herrn gemacht und e hin⸗ 
terlassen habe, und dann wie hoch sich schon die Erziehungs— 
kosten für ihn selbst belaufen. Erschrocken und bleichen Ange— 
sichteß gab der Knabe den gelesenen Brief v und war 
voll ängstlicher Erwartung dessen, was da kommen werde. 
„Siehe,“ begann nun der Herr, „diese Schulden sind das ganze 
Erbtheil von deinem Vater, wozu noch das für dich Verwen— 
dete in Rechnung käme. Auf Fürbitte meines tinrn. innig⸗ 
eliebten Sohnes erlasse ich dir aber deine und deines Vaters 
si Schulden, und zum Zeichen zerreiße ich die— 
sen Schuldbrief.“ Der Blief soß in Stücke, und der Knabe 
athmete leichter. „Aber!, fuhr der Herr freundlich fort, „ob— 
wohl du jetzt gan schuldenfrei, so bist du doch noch ärm. 
Darum übergebe ich dir, um der Bitte meines Sohnes voll— 
kommen zu senügen diesen schönen Gnadenbrief, worin ich 
dich zu meinem Kinde angenommen und zu meinem Erben 
und zum Miterben meines Sohnes erklärt habe. Il bist 
du nicht blos schuldenfrei, sondern auch reich und geadelt.“ 
Wer war nun glücklicher, als dieser Knabe! 
Ich bin getauft auf Jesu Lehren, 
Dich Vater, deinen Sohn und Geist 
So zu bekennen und zu ehren, 
Daß Herz und Mund und That dich preist, 
Und dann des Glück's, ein Christ zu sein, 
Mich hier und ewig zu erfreu'n. 
42. Der Wanderer im Sumpfe. 
Ein Wanderer fiel bis an den Hals in einen Sumpf, 
und da er am Rande seines schmutzigen Gefängnisses einen 
Mann vorübergehen sah, streckte er die Hand aus und schrie: 
„Erbarme dich meiner und ziehe mich heraus!“ Der Mann
	        
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