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Die Entwicklung der Französischen Revolution rc.
Durch die Errichtung von „Tochterrepubliken" schuf es einen „Wall gegen das mon¬
archische Europa" und verbreitete die republikanischen Ideen. Um der finanziellen
Not des Direktoriums abzuhelfen, wurden die „befreiten" Länder gegen gutes
Geld mit wertlosen Assignaten überschwemmt und durch Einquartierungen, Kriegs¬
steuern k. 2C. entsetzlich ausgesogen. Deutschland, von Preußen und Öster¬
reich im Stiche gelassen, war der Willkür des Auslandes preisgegeben.
6) Napoleons Unternehmung gegen Ägypten (1798/99).
Die Beweggründe. Der sieggekrönte Feldherr wurde bei seiner Rückkehr nach
Paris vom Direktorium mit Mißtrauen empfangen. Man suchte ihn durch einen
ehrenvollen Auftrag wieder zu entfernen, indem man eine Unternehmung gegen
Ägypten vorschlug. Dadurch konnte die Vorherrschaft Frankreichs im Mittelmeere1)
begründet, vielleicht sogar ein Vorstoß gegen Indien, die wertvollste Besitzung Eng¬
lands, vorbereitet werden. Napoleon ging auf diese Gedanken bereitwillig ein,
weil er sich einen großen Namen machen und das französische Volk noch mehr an
seine Person fesseln wollte.
Ter Verlauf des Unternehmens. Mit einem auserlesenen Heere,
1798 begleitet von Künstlern und Gelehrten, fuhr Napoleon aus Toulon
ab, entriß unterwegs den Johannitern Malta und landete, ohne von
der englischen Flotte unter bem Admiral Nelson entdeckt zu werden, un-
In» weit Alexandria. Durch ben Sieg bei den Pyramiden, von deren
Höhen nach Napoleons Ausspruch „vier Jahrtausenbe auf bie französischen
Kämpfer herabblickten", gewannen bie Franzosen Unterägypten mit
Kairo unb stürzten bie Herrschaft ber Mameluken (Zweit. Hauptt.
S. 63), bie übrigens feit Anfang bes 16. Jahrh, unter türkischer Ober-
i.auß. hoheit ftanben. Jnbes würbe durch bie Seeschlacht bei Abukir bie fran¬
zösische Flotte von Nelson vernichtet, Napoleon von ber Verbinbung
mit ber Heimat abgeschnitten unb bas ägyptische Unternehmen mit allen
daran geknüpften Hoffnungen vereitelt. Zwar unternahm Napoleon, als
1799 eine türkische Kriegserklärung an Frankreich erfolgte, noch einen Borstoß
'?e nach Syrien, eroberte Jaffa, konnte inbes bas von ben (Snglänbem unter¬
stützte Akkon nicht nehmen unb mußte schließlich wegen ber unter feinen
Truppen wütenben Pest nach Ägypten zurückkehren. Hier schlug Napoleon
Zu" ein eben gelanbetes türkisches Entsatzheer bei Abukir, eilte aber bann,
als er von ben Unfällen Frankreichs im zweiten Koalitionskrieg erfuhr,
ohne Armee in bie Heimat zurück, wobei er ben englischen Schiffen aber¬
mals glücklich entging.
Das in Ägypten zurückgelassene französische Heer stand anfangs unter dem
General Kleber, dann nach dessen Ermordung (1800) unter M e n o u; dieser
*) Schon Leibniz hatte dem französischen König Ludwig XIV. die Eroberung
Ägyptens vorgeschlagen, um ihn von Deutsckland abzulenken. Übrigens hat Frankreich
seine Mittelmeerpläne bis heute konsequent verfolgt (s. Angliederung von Algier, Tunis
und Marokko).