Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte

Die Verschönerung Athens. Athen als Pflegestätte griech. Kunst u. Wissensch. 47 
b) Die Akropolis von Athen. Auf einer Marmortreppe von vielen 
Stufen gelangte man zu dem prächtigen Torgebäude der Propyläen. 
Es war eine Säulenhalle mit fünf Durchgängen, die in das Innere der 
Burg führten. Hier stand zur Rechten das großartigste Bauwerk der 
Akropolis, der Parthenon, ein Tempel zu Ehren der jungfräulichen 
Athene (parthenos = Jungfrau), der nach den Anweisungen des Phidias 
in weißem Marmor aufgeführt war. Ansehnliche Trümmer zeugen noch 
Heute von diesem Kunstwerk des Altertums. Der Fries, der innerhalb 
der Säulenvorhalle die Mauer des Tempelhauses schmückte, ist zum großen 
Teil noch erhalten 1. Eine lebensvolle Darstellung aus einem Festzuge zu 
Ehren der Göttin Athene zeigt uns Jungfrauen und Jünglinge, wie sie 
der.Göttin Opfergaben (Widder, Wein, Rauchgefäße) darbringen. Männer 
und Frauen, nach damaliger Sitte auf Stäbe gestützt, schauen zu. Sämt¬ 
liche Personen sind halblebensgroß vom Meißel des Bildhauers reliefartig 
dargestellt und zeugen von einer vollendeten Kunstauffassung. Nicht minder 
herrlich waren die Götterbilder an der Giebelseite, die gleichsam auf das 
Leben der Menschen im Festzuge herabschauten. Im Innern des Tempels 
stand die von Phidias angefertigte 11,5 m hohe Statue der Pallas Athene. 
Mit der linken Hand hielt sie Schild und Lanze; in der Rechten trug sie 
die Siegesgöttin (Nike). Der Körper des wunderbaren Standbildes war 
aus Holz und Elfenbein; Gewand und Waffen waren aus Gold, die Augen 
aus Edelsteinen 2. 
Links vom Eingänge zur Akropolis stand auf dem höchsten Punkte 
der Burg eine andere Athene von Phidias, die aus Erz gegossen war. 
Weit schaute das 22 m hohe Riesenstandbild in das Land. Zu den Füßen 
lag das Häusermeer der geschäftigen Stadt. Fruchtbare Gefilde breiteten 
sich draußen bis zum Meere aus. Im fernen Piräus sah man ungezählte 
Schiffe vor Anker liegen. Aus den blauen Fluten des Meeres stieg die Küste 
der Insel Salamis empor, und in grauen Umrissen erschienen am Horizonte 
die Berge des Peloponnes. Einen geeigneteren Platz hätten die Athener 
ihrer Schutzgöttin nicht geben können. Attische Schiffer, die sich der heimischen 
Küste näherten, richteten ihre Fahrt aus weiter Ferne nach dem Standbilde. 
c) Das Theater und die griechische Dichtkunst. Art die Burg von 
Athen lehnte sich das steinerne Theater, das ohne Dach unter freiem Himmel 
1 Teile davon find noch an Ort und Stelle; andere Stücke enthält das Britische 
Museum in London. 
2 Lange Zeit blieb der Parthenon der vornehmste Tempel der Hellenenwelt. 
Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde er in eine christliche Kirche, im 15. Jahrhundert 
in eine Moschee verwandelt; im 17. Jahrhundert belagerten und beschossen die 
Venezianer die Stadt Athen, wobei der herrliche Bau zur Ruine wurde.
	        
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