Full text: Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen

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Zeihen leicht zu bewegen. Als König zeigte er sich sehr freigebig, wie es vorher 
nicht erhört war, so daß er königliche Schlösser seines Vaters und Großvaters 
vielfach verschenkte; auch bereicherte er die Klöster und sorgte väterlich für die Kirchen 
Er lachte niemals so, daß man es hätte hören können; selbst wenn bei hohen Fest¬ 
lichkeiten zur Ergötzung des Volkes Schauspieler, Sänger und Lustigmacher vor 
thm auftraten und alles Volk unmäßig lachte, lächelte er nicht einmal so viel, daß 
man ferne Zähne sehen konnte. Sein Verdienst ist die Stiftung des Klosters 
Corvey an der Weser Aus dieser geistlichen Hochschule ging Ansgarius, der 
Apostel des Nordens, hervor, welcher den heidnischen Dänen und Schweden das 
Evangelium verkündete. 
Seine Schwächen und sein Ende. Ludwig teilte schon im dritten Jahre 
seiner Regierung das Reich unter seine drei Söhne. Diese aber gerieten bald mit 
dem Vater in Krieg, und als die Heere bei Colmar im Elsaß einander gegenüber¬ 
standen, wurden die Truppen des Kaisers durch Geschenke und Versprechungen von 
den Söhnen gewonnen und gingen zu denselben über. Von dieser Verräterei heißt 
der Ort, wo diese Unthat vorfiel, das Lügenfeld. Ludwig war gefangen' ge¬ 
nommen und mußte im Kloster zu Soiffons in Frankreich öffentliche Kirchen¬ 
buße ablegen. Zwar kam er wieder auf den Thron, geriet aber mit seinen Söhnen 
in neue Kämpfe, und als er gegen feinen Sohn Ludwig zu Felde zog, wurde er 
frank und starb mit den Worten: „Mein Sohn Ludwig hat mir das Herz ge¬ 
brochen; aber saget ihm, daß ich ihm verzeihe." Wegen der Länderteilung wurden 
die Söhne untereinander in neue Kriege verwickelt, bis sie sich int Vertrage zu 
Verdun in Frankreich (843) einigten. Lothar erhielt Italien und Lothringen, 
Ludwig der Deutsche Deutschland (zwischen Rhein, Elbe, Saale und Böhmer¬ 
wald), Karl der Kahle Frankreich. Teilweise nach Herzog. 
10. Heinrich I., der Vogelsteller. 919—936. 
Konrad I. Als der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, (911) 
gestorben war, wurde Deutschland ein Wahlreich und die deutschen Fürsten 
wählten jetzt Konrad I. zum Könige. Dieser hatte mit den deutschen Her¬ 
zögen schwere Kämpfe zu bestehen. Als er aber auf dem Sterbebette lag, 
empfahl er feinen Hauptgegner, Heinrich von Sachsen, zum Thronfolger. 
Dieser Wunsch des Königs ging auch in Erfüllung. 
Gestalt, Eigenschaften und Namen. Heinrich war von männlich 
schöner Gestalt. Mut und Frömmigkeit waren ihm in hohem Grade eigen. 
Als man ihm die Nachricht von feiner Wahl brachte, war er nach einer Sage 
bei der Stadt Quedlinburg auf dem Finkenfange. Daher erhielt er den Bei¬ 
namen der Vogelsteller oder Finkler. 
Waffenstillstand mit den Ungarn. Waffenübungen. Städtebau. 
Zn Heinrichs Zeit machten die Ungarn (924) einen ihrer gewöhnlichen furcht¬ 
baren Einfälle in Deutschland. Sie raubten uud mordeten bis ins Thürin¬ 
gische hinein. Unglücklicherweise lag Heinrich den ganzen Sommer im Hildes¬ 
heimischen krank und konnte die Feinde nicht anders als durch einen neun¬ 
jährigen Waffenstillstand los werden. Während dieser Frist mußte er jedoch 
an die Ungarn eine jährliche Abgabe entrichten. Um nun feine Deutschen auf 
einen neuen Kampf vorzubereiten, bemühte er sich, besonders eine kühne und 
geübte Reiterei zu bilden, weil solche allein gegen die Ungarn entscheiden 
konnte; denn bis dahin hatten die Deutschen am liebsten nach altgermonifcher 
Weife zu Fuß gekämpft. Da nur der Mangel an Festungen ein so weites 
Vordringen der Feinde möglich machte, so legte er in Sachsen und Thüringen 
Burgen an, aus welchen sich Städte entwickelten. Er nötigte jeden neunten 
Mann vom_ Lande, sich in solcher neuen Burg niederzulassen; die acht 
übrigen mußten das Feld bestellen, um die Burgbewohner mit dem nötigen 
Getreide zu versehen. Sobald nun der Feind kam, zogen sich auch die Land¬ 
leute in bie Burg zurück. — Unter Heinrich entstanden die Stäbte Queblin- 
bitrg, Merseburg und Meißen.
	        
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