— 68 —
Zeihen leicht zu bewegen. Als König zeigte er sich sehr freigebig, wie es vorher
nicht erhört war, so daß er königliche Schlösser seines Vaters und Großvaters
vielfach verschenkte; auch bereicherte er die Klöster und sorgte väterlich für die Kirchen
Er lachte niemals so, daß man es hätte hören können; selbst wenn bei hohen Fest¬
lichkeiten zur Ergötzung des Volkes Schauspieler, Sänger und Lustigmacher vor
thm auftraten und alles Volk unmäßig lachte, lächelte er nicht einmal so viel, daß
man ferne Zähne sehen konnte. Sein Verdienst ist die Stiftung des Klosters
Corvey an der Weser Aus dieser geistlichen Hochschule ging Ansgarius, der
Apostel des Nordens, hervor, welcher den heidnischen Dänen und Schweden das
Evangelium verkündete.
Seine Schwächen und sein Ende. Ludwig teilte schon im dritten Jahre
seiner Regierung das Reich unter seine drei Söhne. Diese aber gerieten bald mit
dem Vater in Krieg, und als die Heere bei Colmar im Elsaß einander gegenüber¬
standen, wurden die Truppen des Kaisers durch Geschenke und Versprechungen von
den Söhnen gewonnen und gingen zu denselben über. Von dieser Verräterei heißt
der Ort, wo diese Unthat vorfiel, das Lügenfeld. Ludwig war gefangen' ge¬
nommen und mußte im Kloster zu Soiffons in Frankreich öffentliche Kirchen¬
buße ablegen. Zwar kam er wieder auf den Thron, geriet aber mit seinen Söhnen
in neue Kämpfe, und als er gegen feinen Sohn Ludwig zu Felde zog, wurde er
frank und starb mit den Worten: „Mein Sohn Ludwig hat mir das Herz ge¬
brochen; aber saget ihm, daß ich ihm verzeihe." Wegen der Länderteilung wurden
die Söhne untereinander in neue Kriege verwickelt, bis sie sich int Vertrage zu
Verdun in Frankreich (843) einigten. Lothar erhielt Italien und Lothringen,
Ludwig der Deutsche Deutschland (zwischen Rhein, Elbe, Saale und Böhmer¬
wald), Karl der Kahle Frankreich. Teilweise nach Herzog.
10. Heinrich I., der Vogelsteller. 919—936.
Konrad I. Als der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, (911)
gestorben war, wurde Deutschland ein Wahlreich und die deutschen Fürsten
wählten jetzt Konrad I. zum Könige. Dieser hatte mit den deutschen Her¬
zögen schwere Kämpfe zu bestehen. Als er aber auf dem Sterbebette lag,
empfahl er feinen Hauptgegner, Heinrich von Sachsen, zum Thronfolger.
Dieser Wunsch des Königs ging auch in Erfüllung.
Gestalt, Eigenschaften und Namen. Heinrich war von männlich
schöner Gestalt. Mut und Frömmigkeit waren ihm in hohem Grade eigen.
Als man ihm die Nachricht von feiner Wahl brachte, war er nach einer Sage
bei der Stadt Quedlinburg auf dem Finkenfange. Daher erhielt er den Bei¬
namen der Vogelsteller oder Finkler.
Waffenstillstand mit den Ungarn. Waffenübungen. Städtebau.
Zn Heinrichs Zeit machten die Ungarn (924) einen ihrer gewöhnlichen furcht¬
baren Einfälle in Deutschland. Sie raubten uud mordeten bis ins Thürin¬
gische hinein. Unglücklicherweise lag Heinrich den ganzen Sommer im Hildes¬
heimischen krank und konnte die Feinde nicht anders als durch einen neun¬
jährigen Waffenstillstand los werden. Während dieser Frist mußte er jedoch
an die Ungarn eine jährliche Abgabe entrichten. Um nun feine Deutschen auf
einen neuen Kampf vorzubereiten, bemühte er sich, besonders eine kühne und
geübte Reiterei zu bilden, weil solche allein gegen die Ungarn entscheiden
konnte; denn bis dahin hatten die Deutschen am liebsten nach altgermonifcher
Weife zu Fuß gekämpft. Da nur der Mangel an Festungen ein so weites
Vordringen der Feinde möglich machte, so legte er in Sachsen und Thüringen
Burgen an, aus welchen sich Städte entwickelten. Er nötigte jeden neunten
Mann vom_ Lande, sich in solcher neuen Burg niederzulassen; die acht
übrigen mußten das Feld bestellen, um die Burgbewohner mit dem nötigen
Getreide zu versehen. Sobald nun der Feind kam, zogen sich auch die Land¬
leute in bie Burg zurück. — Unter Heinrich entstanden die Stäbte Queblin-
bitrg, Merseburg und Meißen.