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hatte Friedrich nöthig, um ihn gegen den früheren Schützling,
dem er eben noch die Kaiserkrone auf das Haupt gesetzt hatte,
um ihn gegen den treulosen und abtrünnigen Otto IV. zu
gebrauchen.
Noth und Bedürfniß hatte die Ergebenheit Friedrichs in
den Willen des Papstes hervorgerufen und erhalten; nun gab
es ein päpstliches Interesse, welches Friedrich auf einen Platz
berief, auf welchem der Gedanke der vollen Selbständigkeit
bald sein Inneres ausfüllen mußte. Als er dem Rufe von
Jnnocenz III. folgte, handelte er in Wirklichkeit nicht als
dessen früherer Mündel und Lehensfürst, sondern vielmehr
fühlte er sich als der hochstrebende Hohenstause, der seine
Feinde zu Schanden machen nnd das Weltreich, das seine
Ahnen besessen hatten, wiedergewinnen wollte.
Zweites Gapitel.
Mon der Königs- Bis zur Kaiserkrönung.
Äer Welse Otto IV., welchen Jnnocenz III. zuerst
gegen den Hohenstansen Philipp begünstigt, dann aufgegeben
und endlich, als dieser Gegenkönig durch das unvermuthete
Ereigniß von Bamberg beseitigt war, wieder an sich heran¬
gezogen, als König von Deutschland von neuem anerkannt
und zum römischen Kaiser erhoben hatte, war bald in die
Fußtapfen der dem Papstthum am feindlichsten gesinnten und
am gewaltsamsten begegnenden Vorgänger auf dem Kaiser¬
thron getreten. Die Versprechungen, welche er, um vas Dia¬
dem zu erhalten, gegeben hatte, achtete er für nichts und die
von ihm vor kurzem anerkannten Ansprüche des Papstes aus