fullscreen: Friedrich II., der Hohenstaufe

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die weltliche Herrschaft in Mittel-Italien, besonders aus die 
Besitzungen, welche einst die Markgräfin Mathilde von Tus- 
cten ihrem verehrten päpstlichen Freunde, Gregor VII., ver¬ 
macht hatte, wies er zurück. Weiter aber richtete er seine 
habgierigen Blicke auf das unteritalische Reich Friedrichs, hier 
mit noch größerer Rücksichtslosigkeit und Gewaltsamkeit ver¬ 
fahrend. „Wo ist," schrieb Jnnocenz III. dem Könige von 
Frankreich, „noch Wahrheit, wo Treue, wo Sitte, wo Gesetz, 
wo Ehrfurcht, wo Frömmigkeit, wo Vertrauen, wo Wohlwollen, 
Liebe; wo endlich Recht der Natur?" Sich selbst aber mußte 
der kluge Mann, welcher die Geschichte des Kaiserthums und 
des Papstthums und den Charakter Otto's kannte, sagen, daß 
der Bruch uicht unnatürlich war; denn von welchem kräftigen 
Kaiser waren die Gedanken des Papstthums, welches die 
Sonne sein wollte, die dem Mond und den andern Gestirnen 
ihr Licht lieh, nicht durch die That bekämpft, wenn auch das 
Bedürfniß des Augenblicks und der Eindruck, welchen die 
ewige Stadt und der Anblick des heiligen Vaters machte, 
Worte des Friedens und der Demuth in den Mund gegeben 
hatten? und wo hatte der Welfe Otto Belege dafür geliefert, 
daß er die Ueberlieferungen seines Hauses, welche ihm Glieder 
desselben im Bunde mit dem Papstthum zeigten, treu bewahren 
würde, da er nun selbst Vertreter der obersten weltlichen Macht 
war, gegen welche jene mit Rom konspirirt hatten? 
Der Papst zögerte nicht lange; er schleuderte den Bann¬ 
strahl gegen den eidbrecherischen Welfen, den ungetreuen Sohn 
der Kirche. Die Bannbulle that in Deutschland bald ihre 
Wirkung, da die Popularität Otto's nicht groß war, die Für¬ 
sten von einem Gegenkönig mehr zu gewinnen hofften und 
der fromme Sinn der Zeit in dem Papst den Statthalter- 
Gottes erkannte, dem die Verheißung galt, daß was auf 
Erden gebunden wäre, auch im Himmel gebunden sein sollte. 
Ramdohr, Friedrich II. 2
	        
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