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konnten Salzbergwerke und Salzgruben noch nicht ent¬
stehen. Man mußte nehmen, was die Natur gütig spendete, was das
Wasser gelöst aus den Tiefen ans Licht brachte. Die Salzbereitung
war Gewinnen und Verarbeiten des Salzwassers, der Sole.
Aus der Erde quillt die Sole, man muß sie verdunsten, ver¬
dampfen (Pfanne, Feuer, sieden), und es bleibt das Salz. Salzquell
oder Salzbrunnen und Siedehaus sind die beiden für die Salzgewin¬
nung wichtigen Orte. Sie heißen zusammen Saline. Von Salz
ist durch Ablaut gebildet s ul z, ahd. sulza, mhd. sulze und
sülze. Zugehörige Ortsnamen sind Salzbrunn, Salzburg,
Salzkammergut, Selz, Salzungen, Langensalza,
Alte ns alz a und Sulza (bei Weimar). Das Sieden geschieht
in großen Pfannen, unter denen starke Feuer brennen (damals nur
Holz — jetzt Kohle). Die Pfannen mit ihren Feuerungen befanden
sich in einem leichtgezimmerten Holzbau, in einer Hütte, die man
Kot, Kote, Salzkote (vgl. Köter als Inhaber eines Kotes,
oder Kotsasse — Kossasse oder Kossat) und auch Halle
nannte. Von Sieden und Halle stammen folgende Namen. Die
Stammsilbe von sieben lautet in der Einzahl der ersten Vergangen¬
heit sot, in der Mehrzahl sud. Der Ort, wo das Salzwasser
warm, siedend ans der Erde quillt, heißt Soden (im Taunus),
Haus und Pfanne heißen ahd. mhd. sudhüs, nhd. Sudhaus (auch
Siedehaus). Von Halle in der Bedeutung Siedehaus für Sole
(ahd. auch halhüs) kommen her die Ortsnamen Halle a. d. S.,
Reichenhall, Hallein, H allst adt, Friedrichshall,
Leopoldshall, Bernhardshall, Hall in Tirol.
Die Salinen gehörten zunächst in der Regel einem großen Grund¬
herrn allein; die Namen Salzkammergut, Friedrichshall
und Leopoldshall erinnern noch daran. Bald aber trat eine
Änderung ein. Die Sicherung des Salzbezugs war eilte der wich¬
tigsten Sorgen jedes Grundherrn. Es geschah dadurch, daß er sich
durch Gegengabe (Abtretung von Land, Lieferung von Holz, Tieren,
Getreide) das Nutzungsrecht an einem Salzquell erwarb. Er empfing
einen bestimmten Teil der quellenden Sole, er baute für sich und
betrieb durch unfreie Knechte, später zinspflichtige Lehensmannen ein
Siedehaus und ließ das gewonnene Salz auf seinen Hof bringen.
Er entnahm feinen Bedarf, den Überschuß verkaufte er. Doch waren
für alle an einer Saline beteiligten Grundherren gewisse gemein¬
same Einrichtungen nötig, z. B. an Quell, Röhrenleitung, Wege¬
bau. Daher kann man einen derartigen Salinenbetrieb bezeichnen
als eine Genossenschaft von Nutzungsberechtigten.
Der Arbeiter auf einer Saline hieß nach seiner Tätigkeit an der