Full text: Anthologie mittelalterlicher Gedichte

Sprüche. 149 
Euch klagen soll ich, seinem Vogt, 
Daß Heidengreuel tobl und wogt 
Im Land des Sohnes, ihm und Euch zum Hohne. 
Euch frommt's sein Recht zu wahren 
Sein Sohn — er heißet Jesus Christ — 
Entbietet Euch, er werd e Euch vergelten. 
Laßt Euer Heil nicht fahren! 
2. Der römische Stuhl. 
Vom rechten Mann wird nun der Stuhl zu Rom ver⸗ 
waltet, 
Auf dem mit Teufelskunst der Zaubrer Gerbert einst ge⸗ 
schaltet. 
Es stürzte dieser sich nur in der Hölle Pein, 
Doch jener stürzt sich selbst und alle Christenwelt hinein. 
Und nicht zum Himmel schrei'n die Zungen aller Braven? 5 
Auf, ruft zu Goͤnn , Wie lange willst du schlafen?“ 
Man trachtet seinem Werk entgegen und man fälscht sein Wort: 
Sein Kämmrer stiehlt ihm seinen reichen Himmelshort, 
Sein Richter raubt und morde hier und dort, 
Sein Hirle ward zum Wolf bei seinen eig'nen Schafen. 10 
. Äbles Vorbild. 
Wir klagen alle, doch wer weiß denn, was uns kränke? 
Wer sagt's, daß unser Vater, daß der Papst uns irre lenke? 
Er geht uns sein boran mit väterlichem Schritt, 
Wir folgen ihm und weichen keinen Zoll von seinem Tritt. 
Nun merke, Weln, was dur an diesem Tun mißfalle: 5 
Giert er nach Gut, so gieren mit ihm alle; 
Und lügt er, teilen mit ihm alle ganz denselben Lug; 
Und truüͤgt er, üben mit ihm alle gleichen Trug. 
Wer widerlegt mir auch unr ainen Zug? 
Er käm' als neuer Judas wie sein Ahn zu bösem Schalle. 10 
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ß 
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