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licher Großmut mehrmals gewährte, stachelten nur die Ehrsucht
des verblendeten Jünglings; zuletzt trachtete er dem Bruder
nach dem Leben. Der verruchte Anschlag wurde verraten. Jetzt
erst besann sich Heinrich auf seine Pflicht und seine Ehre. Aus
seiner Hast zu Ingelheim schlich er sich nach Frankfurt ans
königliche Hoflager und warf sich am Weihnachtsmorgen im
Dome mit reuevollen Thränen dem Bruder zu Füßen. Noch
einmal verzieh ihm dieser und machte ihn nachmals zum Herzoge
von Bayern. Und Heinrich hat dem hochsinnigen König in
treuem Eifer gedient bis an seinen Tod.
Im Innern war Friede. Nun stellte Otto auch nach außen
das Ansehen des Reiches wieder her. Nach dem Tode seiner
Gattin vermählte er sich in Pavia mit der klugen Adelheid, der
jugendlichen Witwe eines „Kaisers" Lothar, und gewann dadurch
die Herrschaft in dem von blutigen Unruhen zerfleischten Ober¬
italien.
Bei der Neuordnung der Südgrenzen glaubte sich sein Sohn
Ludolf, der Herzog in Schwaben, gegenüber seinem Oheim
Heinrich verkürzt. Er verband sich mit dem Roten Konrad,
welchem der König mit der Hand seiner Tochter das Herzogtum
Lothringen gegeben hatte, zu einem neuen Aufstande, der erst nach
zäher Gegenwehr bei Mainz und dann bei Regensburg bewältigt
wurde. Es dauerte lange, bis der trotzige Ludolf seinen be¬
kümmerten Vater in ben Wäldern Thüringens fußfällig um
Verzeihung bat^
Während dieser Wirren brachen die Ungarn wieder herein;
sie streiften bis Augsburg. Da brachte ihnen Otto auf dem Lech-
955 feld eine Niederlage bei, welche ihnen das Wiederkommen für
immer entleibete. Hier büßte Konrad feine Untreue durch den
Heldentod. Die Magyaren wurden in den Ebenen der mitt¬
leren Donau seßhaft und wendeten sich unter ihrem Könige
Stephan dem Heiligen dem Christentnme zu.
Jetzt begann für Deutschland eine gesegnete Zeit. Frieden
und Recht herrschten bis ins abgelegenste Walddorf. Fröhlich
gedieh der Ackerbau; denn nur in den seltensten Fällen mußte
der Bauer mit in den Krieg, weil die Großen, namentlich die
Bischöfe, ihre gepanzerten Lehensmänner (Vasallen) mit ihren
Reisigen zn kriegerischem Reiterdienste dem Könige zuführtenl
Unter dem Einflüsse des frommen Herrschers und seiner Ange¬
hörigen verdrängte mildere Gesittung in der deutschen Kirche den
Überrest altgermanischer Roheit; ans den Klöstern und ihren
Schulen ging ein gebildeter, treuer Priesterstand hervor. Die
Wenden wurden durch Ottos Markgrafen bezwungen; um sie
zn bekehren und beim Christentum festzuhalten, gründete Otto