Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

bis zum Ausbruche des peloponnesischen Krieges. 201 
Mann, der aus seiner seit Cyrus Zeit herabgekommenen Vaterstadt nur 
drei Schiffe gebracht hatte. Als es bei der kleinen Insel Lade in der 
jetzt durch die Anschwemmungen des Mäander ausgefüllten Bucht bei 
Milet zum Kampfe mit der phönicischen Flotte der Perser kam, thaten 
nur die Chier und ein Theil der Samier ihre Schuldigkeit. Der Auf¬ 
stand endete mit Milet's Fall und die Milesier, welche der Rache der 
Perser entgingen, suchten mit einem Theile der Samier, wie einst die 
Phocäer, ihre Zuflucht im fernen Westen, indem sie sich nach Zankle 
wandten. Auch Dionysius kehrte nicht nach Hause zurück, sondern trieb 
von nun an Seeräuberei, erst gegen die Phönicier an deren Küsten, 
dann in den Gewässern von Sicilien gegen die Carthager und die an 
der Westseite Italiens wohnenden seefahrenden Tyrrhener. In den 
wieder bezwungenen griechischen Städten stellten die Perser die tyran¬ 
nischen oder fürstlichen Regierungen nicht wieder her, sorgten vielmehr 
für Erhaltung freier Gemeindeverfassungen, durch welche die Verein¬ 
zelung der Städte begünstigt und so die Gefahr eines neuen Aufstandes 
entfernt wurde. In Athen wurde der unglückliche Ausgang schwer 
empfunden. Als der Dichter Phrynichus ihn seinen Mitbürgern in einem 
Trauerspiele, welches die Einnahme von Milet hieß, vorführte, verur- 
theilten sie ihn zu einer Strafe, da die Erinnerung an das Geschehene 
ihnen um so schmerzlicher sein mußte, als sie sich vorwerfen mußten, zu 
wenig gethan zu haben. 
2. Glücklicher war Athen in der Abwehr der ihm von Darius 
für die Unterstützung des Aufstandes zugedachten Strafe. Als Datis 
und Artaphernes auf dem Wege durch das ägäische Meer Narus und 
andere Inseln unterworfen hatten, landeten sie bei Karystus auf Euböa 
und gingen auf Eretria los. Diese Stadt konnten die Athener nicht 
retten. Auf ergangenen Hülfcruf beauftragten sie ihre Kleruchen in 
Chalcis, die Eretrier in ihrer Vertheidigung zu unterstützen, aber Un¬ 
einigkeit in der Stadt machte das Gelingen unwahrscheinlich, die Athener 
aus Chalcis retteten sich nach Attika und Eretria fiel nach mehrtägiger 
Belagerung durch Verrath in die Hände der Perser, welche die Be¬ 
wohner als Gefangene verwahrten, um sie später nach Asien zu schleppen. 
Hierauf landeten sie nach Anleitung des das Heer begleitenden Hippias 
in der Nähe von Marathon, wo einst dessen Vater gelandet war, um 
seine Rückkehr nach Athen zu erzwingen. Die Athener hatten auf die 
Nachricht von der Landung durch einen Läufer Hülfe in Sparta er¬ 
bitten lassen. Hier war man jedoch an augenblicklicher Hülfeleistung 
durch religiöse Vorschriften gehindert, welche vor dem Neumond den 
Auszug nicht gestatteten. Den einzigen Zuzug erhielten die Athener 
von der benachbarten böotischen Stadt Platää, die sich schon früher von 
dem unter Thebens Leitung stehenden böotischen Bunde getrennt und
	        
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