Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Ehe heilig gehalten. Gute Sitten galten bei ihnen mehr als anderswo gute 
Gesetze. Gastfreundschaft übten sie wie kein anderes Volk; selbst Unbe- 
kannte fanden freundliche Aufnahme und wurden wie Freunde bewirtet. 
Mut und Tapferkeit waren bei den alten Deutschen besonders geschätzt. 
Wer in der Schlacht den Schild zurückließ, war ehrlos und durfte an den 
Volksversammlungen nicht teilnehmen. — In Friedenszeiten ruhten die Freien 
gern behaglich auf der Bärenhaut aus. Sie vertrieben sich dann die Zeit 
mit Trunk und Spiel. Als Trinkbecher benutzten sie die Hörner der Auer- 
ochseu. Besonders leidenschaftlich waren sie dem Würfelspiel ergeben. 
Gewöhnlich wurde um Rinder oder Pferde, Schweine und Schafe, Knechte 
und Mägde gespielt. Es kam aber auch vor, daß Haus und Hof, Weib und 
Kind, ja selbst die eigene Freiheit aufs Spiel gesetzt wurde. (Daher die 
Redensart: er setzt sein Leben aufs Spiel.) Wer so seine Freiheit verloren 
hatte, dem wurde das Haar kurz geschoren, und er trat als Sklave in den 
Dienst seines Herrn. (Daher die Redensart: er hat Haare lassen müssen — 
und: jemand ungeschoren lassen.) 
2. HltdeutTcbe "CotcnbcTtattung. Über die Begräbnisweise unserer 
heidnischen Vorfahren belehren uns die Urnen oder Aschenkrüge, die man au 
vielen Orten ausgegraben 
hat. Der Tote wurde auf 
den Scheiterhaufen gelegt 
und verbrannt, die Asche 
meistens in eine Urne 
getan. Diese bedeckte man 
mit einem hohen Erdhü- 
gel, oder man setzte sie 
in einer Art Steinkammer rnen' 
unter einem Hügel bei. Der treneste Knecht ließ sich oft mit seinem ge- 
storbenen Herrn verbrennen, da er nur im Gefolge seines Herrn in die 
Walhalla gelangen konnte. Auch die Frau tötete sich nicht selten beim Tode 
ihres Mannes. 
5. 6ötter und fefte der Germanen. 
a) Götter. 
1. Entstellung der Göttersagen. Der Germane liebte die freie 
Natur über alles. Die Naturkräfte waren ihm sogar nach und nach zu 
Personen, zu Göttern geworden. Wie nun in der Natur der Frühling mit 
dem Winter, das Morgenrot mit der Nacht um die Herrschaft ringt, so dachte 
man sich auch die Götter in stetem Kampf mit den menschenfeindlichen Frost- 
und Bergriesen. 
2. Äoclan. Der höchste unter allen Göttern ist Wodan. Sein Reich 
ist der Himmel. Seinen Wohnsitz hat er in der strahlenden Walhalla 
(Wal^Kampfplatz, Leichen auf dem Kampfplatz; Walhalla^ Totenhalle), die 
mit goldenen Schilden und Speerschäften getäfelt ist. Hier sitzt er auf goldenem
	        
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