206
Zweite Periode der Neuzeit.
Generalen. Plötzlich gab er ein Zeichen, die Zelte verschwanden, und
die Armee schritt zum Angriff. Zugleich brach Seydlitz aus ver¬
deckter Stellung mit seinen Schwadronen wie ein Wetter auf die
Feinde herein. Nach kurzem Kampf wandte sich der Feind zu rasender
Flucht und ließ über 7000 Tote und Gefangene, darunter 9 Generale
und 320 Offiziere, zurück. Der Schrecken der Franzosen aber war
so groß, daß sie erst jenseits des Rheins halt machten. Damals
bildete sich im Munde des Volkes das bekannte Lied:
Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen.
Da die Östreicher Schlesien inzwischen besetzt hatten, so eilte
Friedrich jetzt dahin und traf mit 33000 Mann bei dem Dorfe Leuthen
(5. Dez.) das 90 000 Mann starke Heer der Östreicher unter Karl
von Lothringen und Daun. Trotz der Übermacht des Feindes
beschloß er den Angriff. In schiefer Schlachtordnung schob er seine
Truppen gegen die eine Meile lange feindliche Linie, ließ einen
Scheinangriff auf den rechten Flügel der Östreicher machen, während
er den Hauptangriff mit voller Kraft auf den linken feindlichen Flügel
richtete und diesen mit seiner Infanterie in die Flucht schlug. Bald
befand sich das östreichische Heer in völliger Auflösung, und die ver¬
spottete „Potsdamer Wachtparade" hatte einen glänzenden Sieg
errungen. Die Sieger blieben die Nacht auf dem Schlachtfelde, und
als ein Krieger im Gefühl des vollbrachten Werkes den Choral: „Nun
danket alle Gott" anstimmte, sangen andere mit, die Feldmusik fiel
ein, und bald erscholl aus lausenden Kehlen das Danklied durch
die Nacht.
Friedrich war am Abend der Schlacht nach Lissa geeilt. Dort
traf er das Schloß voll östreichischer Offiziere, die ihn hätten gefangen
nehmen können. Aber feine Geistesgegenwart rettete ihn. „Bon
soir, messieurs!“ rief er ihnen zu. „Sie haben mich wohl hier nicht
erwartet. Kann man hier auch noch mit unterkommen?" Die
Östreicher waren bestürzt, und noch ehe sie sich von ihrem Erstaunen erholt
hatten, wurden sie von der eingetroffenen Begleitung Friedrichs
gefangen genommen. Breslau ergab sich binnen kurzem, und
Schlesien war mit Ausnahme der Festung Schweidnitz wieder in
Friedrichs Händen.
Im Feldzug von 1758 drängte Herzog Ferdinand von
Braunschweig, welcher an Cumberlands Stelle getreten war, die
Franzosen über den Rhein zurück und besiegte sie (23. Juni) bei
Krefeld. Friedrich hatte (18. April) die Festung Schweidnitz erobert