Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (2)

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schlungen. Durch die fortwährenden Bedrückungen waren die Landleute 
stumpf und träge geworden; sie dachten nicht dar-an wie sie ihr Land 
gut bebauen und hohe Erträge erzielen konnten. Daher berief die Kur- 
fürstin Gärtner und Landwirte aus Holland, die den unwissenden Branden- 
bnrqern zeigten, wie Ackerbau und Viehzucht gut zu betreiben seien. xsu 
einem Dorfe bei Berlin, das der Kurfürstin zu Ehren Oranienburg ge- 
uannt wurde, legte diese eine Musterwirtschaft an; sie gmg selbst m die 
Gärten und Felder, die Scheuern, Ställe nnd Milchkammern und führte 
sorgfältig Buch über die Einnahmen und Ausgaben. Hier lief; ste die 
ersten Kartoffeln anbauen und führte mancherlei neue Gemüse em, B. 
den Blumenkohl. Zur Hebung der Blumenzucht ließ sie von ihrer 
Mutter kostbare Tulpenzwiebeln nach Berlin kommen, aber der Gärtner, 
der solche noch nie gesehen hatte, hielt die Blumenzwiebeln für eßbar, 
ließ sie kochen, und sand sie abscheulich bitter. 
4 iftihurnigkcit bet SuxfürjtiiL Nicht minder als um das 
leibliche Wohl ihrer Unterthanen war die Kurfürstin um deren Seelen¬ 
heil besorgt. Sie selbst gmg durch tiefe Frömmigkeit nnt dem besten 
Beispiele voran. Jeden Tag begann sie mit einer Morgenandacht, an 
welcher ihre Kinder unb die ganze Dienerschaft teilnahmen. Täglich 
besuchte sie die Kirche, brachte viele Stunden int Gebete zu und dichtete 
schöne Kirchenlieder, die heute noch gesungen werd'en. — Auch ihre 
Kinder ließ sie in Frömmigkeit und Gottesfurcht erziehen. Dem Erzieher 
ihrer Söhne schärfte sie die Mahnung ein: „Die Religion ist das Haupt¬ 
stück alles Wissens. Was ist es nütze, wenn einer alle Erkenntnis hatte 
und dabei ein böses, gottloses Herz? Helset uns daher mit allem Flech 
weiter, daß unsere Kinder fromme, gottessürchtige Menschen werden. 
5. Der Tod der Kurfürstin. Die weiten, beschwerlichen Reisen 
und die Sorge um ihre Kinder erschütterten die Gesundheit der Kur- 
sürstin. Im Jahre 1666 fühlte sie sich sehr krank und reiste daher zu 
ihrer Mutter nach Haag. Auch hier war ihre Zeit dem Gebete und 
den Werken der Wohlthätigkeit geweiht. Aber ihre Kräfte nahmen rasch 
ab Sie wollte nicht fern von ihrem Gemahl und ihren Kmdern sterben; 
daher begab sie sich nach Berlin zurück. Hier starb sie, noch nicht 
40 Jahre alt. Der Kurfürst war aufs tiefste betrübt. „Das ist der 
größte Schmerz meines Lebens" hörte man ihn wiederholt klagen. Noch 
viele Jahre später trat er oft, wenn er eine wichtige Ausgabe zu loieu 
hatte, vor ihr Bild und rief: „O Luife, Luife, wie vermisse ich dich. 
Eine goldene Kapsel mit ihrem Bilde trug er stets aus seinem Herzen. 
Auch vom Volke wurde sie ausrichtig betrauert. 
Zur Vertiefung. 1. Volkstümlich und treffend schildert G. Hesekiel das leben 
der Kurfürstin im folgenden Gedichte: 
Luise ^enriette. 
Kurfürst Friedrich Wilhelm war j Die, um die er werben ließ, 
Grade sechs und zwanzig Jahr, ! Luise Henriette hieß, 
Als er hat daran gedacht, Eine Fürstin keusch und rein, 
Wie er endlich Hochzeit macht. Prinz Oraniens Töchterlein.
	        
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