Full text: H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

§88. Die Balkan-Halbinsel. 
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schaft ein Haufen elender Hütten zwischen Trümmern, macht jetzt den Ein¬ 
druck einer lebhaften europäischen Mittelstadt. Unter den drei Häfen ist 
Piräus wieder ein lebhafter Hafenort mit 35 000 E. geworden. Merk¬ 
würdig im alten Attika waren noch: im NW. Eleufis, wo der Erdgöttin 
(Demeter) ein Geheimgottesdienst gefeiert ward (eleufinische My¬ 
sterien); im N. der Berg Pentelikon, durch Marmor berühmt; an 
der Ostküste in einem sumpfigen Striche M ärathon. 
3) Me garis, ein Ländchen, welches schon auf der Landbrücke zur 
Halbinsel Peloponnes liegt; noch jetzt besteht als Hauptort desselben 
Me g a r a. 
c) Die Halbinsel Peloponnes (Südgriechenland), früher Morea ge¬ 
nannt, oft mit einem Platanenblatte verglichen, hängt durch den Isthmus 
von Korinth mit dem Festlande zusammen. Der Gebirgszug des Fest¬ 
landes bricht auf dieser Enge plötzlich ab, also daß der Boden an einigen 
Stellen kaum 40 m über dem Meere bleibt. Die Breite des eigentlichen Isthmus 
erreicht nur 6 km. Einen Kanal hindurchzulegen hatte schon Nero begonnen: 
jetzt erst (1893) ist das große Werk der Verbindung der beiden Meerbusen 
vollendet: 6,3 km lang, 8 m tief mit 22 m Sohlenbreite durchschneidet jetzt 
der Kanal von Korinth den Isthmus. Wir merken folgende Land¬ 
schaften: 
«) Arkadien, das Tafelland der Mitte. Was eine gewisse Periode 
der Dichtkunst vom arkadischen Schäferleben erträumt hat, entspricht nicht 
der Wahrheit. Die alten A r k a d e r gingen in Felle gekleidet und waren 
ein rauhes Volk — jetzt trifft man schmutzige Hirten walachifcher Abkunft, 
das Haar wild um den Kopf hängend, umgeben von einer Schar bissiger, 
halbwilder Hunde, denen man sich nur ungern nähert. — Unter den alten 
Städten waren M a rt t i n e a und das durch Epameinondas erbaute Mega- 
löpolis bedeutend. — Tripolis war unter der Türkenherrschaft die 
Hauptstadt von Morea. 
ß) Achaja, der Abhang der nordarkadischen Gebirge zum Meer, am 
Busen von? Unter den Gießbächen, welche zwischen den Gebirgszacken her¬ 
vorkommen, ist auch die Sty x. In einer schauerlichen Wildnis rinnt über 
schwarzen Felsabhang ein dunkler Wasserstreifen. Noch die jetzigen Griechen 
erzählen Spukhaftes von diesem unheimlichen Wasser. In alter Zeit war 
der Bund der achäischen Städte berühmt, und Rom nannte das ganze unter¬ 
worfene Griechenland Achaja. Jetzt merke Paträ (34 000 E.), eine 
schöne neue Hafenstadt; in der Umgebung die besten Korinthen, die von Paträ 
aus hauptsächlich über See gehen. 
r) Elis, das westliche Vorland von Arkadien, das Mündungsland 
des Alpheios. An seinen Ufern Olympia, d.h. ein mit heiligen Hainen, 
Tempeln usw. bedeckter Raum, in welchem die größten Kampfspiele der alten 
Griechen begangen wurden; durch das Deutsche Reich sind hier jüngst 
herrliche Überreste antiker Bau- und Bildwerke (Hermesstatue des Praxi¬ 
teles, Nike des Päonios) aus dem Schutt der Jahrtausende ausgegraben 
worden. 
5) Messenien, der südwestliche Teil der Halbinsel, von den Spartanern 
nach zwei blutigen Kriegen unterworfen. Im ersten messenischer Held 
Aristodemos, Belagerung der Bergfeste I t h ö m e; im zweiten der
	        
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