Full text: Mathematische Geographie für humanistische Gymnasien

22 
Erde verschwindend klein sei gegenüber dem Weltall. Aus diesem 
Grunde sprachen schon verschiedene griechische Philosophen die 
Ansicht aus, daß nicht das Himmelsgewölbe, sondern die Erde 
sich drehe. Allein einer der bedeutendsten Astronomen der da- 
maligen Zeit, Ptolemäus, erklärte in seinen Werken die Erde 
für unbeweglich und für die Mitte des Weltalles, und bei der 
großen Autorität, welche dieser Astronom besaß, hielt sich seine 
Anschauung 14 Jahrhunderte hindurch. Erst Coppernicus 
(s. § 13) trat entschieden für die Anschauung ein, daß bei der un- 
endlich großen Entfernung der Himmelskörper, besonders der 
Fixsterne, eine tägliche Rotation der Erde viel wahrscheinlicher 
sei, als ein Umschwung des Himmels um die verschwindend kleine 
Erde. — Allerdings konnte Coppernicus keine direkten Beweise 
für die Nichtigkeit seiner Lehre anführen; dieselben wurden erst 
später gefunden. 
^2) Einer der interessantesten Versuche zum Nachweise der 
Drehung der Erde ist der 1851 von Foueault in Paris zuerst 
angestellte Pendelversuch. Läßt man eine an einem langen Drahte 
befestigte schwere Kugel in der Nord-Südrichtung schwingen, so 
hat dieses Pendel das Bestreben, seine Schwingungsrichtung bei- 
zubehalten. Infolge der Rotation der Erde wird nun der Meridian 
mit dieser Schwingungsrichtung einen allmählich immer größer 
werdenden Winkel bilden. Da wir jedoch die Drehung der Erde 
nicht fühlen, so macht es auf uns den Eindruck, als ob das Pendel 
allmählich feine Richtung ändere. Diese Veränderung in der 
Schwingungsrichtung nimmt zu mit 
der Entfernung vom Erdäquator, sie 
beträgt, z. B. an den Polen stündlich 
15 °, in München 11 in Rom 10°, 
A 
Fig. 9. 
erhält man durch folgende elementare 
Entwicklung: Ist (Fig. 9) AB die 
Schwingungsrichtung in derMeridian- 
ebene, und C derjenige Punkt, in 
welchem die Verlängerung von AB 
die Erdachse schneidet, so beschreibt 
BC während der Drehung der Erde
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.