Full text: Deutschland (Oberstufe), Mathematische und Astronomische Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Handels- und Verkehrsgeographie (H. 6)

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III. Mathematische Erdkunde. 
Bewegung der Sonne in der Ekliptik durch die Bewegung der Erde um die 
Sonne hervorgerufen. 
Dies lehrte Nikolaus Köppernik (Coppernicus) aus Thorn (1473—1546) 
zum erstenmal mit überzeugender Gründlichkeit und zerstörte somit den mehr als 
tausendjährigen Irrtum, daß die Erde inmitten des Weltalls ruhe, und daß die Ge- 
stime um sie kreisen. 
§ 15. Die tägliche Bewegung (Rotation) der Erde. Woher weiß man, daß 
sich die Erde in je einem Sterntage einmal um ihre Achse dreht, da man diese Um- 
drehuug doch nicht merkt? 
a) Es ist nicht anzunehmen, daß die viele millionenmal größeren Sterne die 
verhältnismäßig kleine Erde umkreisen. 
b) Die Fixsterne haben eine sehr verschiedene Entfernung von der Erde. Hinge 
der tägliche Umschwung der Gestime von diesen ab, so würde er wahrscheinlich nicht 
so regelmäßig erfolgen. 
c) Die Gestirne sind ungeheuer weit von der Erde entfernt. Die Entfernung der 
Sonne von der Erde beträgt etwa 150 Mill. km, die des nächsten Fixsterns mehr als 
200 000 mal soviel. Die Sonne müßte in einer Sekunde mehr als 10 000 km, der 
der Erde nächste Fixstern eine mehr als 200 000 mal so große Strecke zurücklegen. 
Solche Geschwindigkeiten sind aber nicht denkbar. 
d) Unzweifelhaft wird die Rotation der Erde von W nach 0 bewiesen durch 
die östliche Abweichung frei fallender Körper von der senkrechten Richtung. 
Kreis N (Fig. 24) sei die Erdkugel, c der Fuß 
und a die Spitze eines Turmes. Stände die Erde 
still, so müßte ein Stein, den man in a fallen läßt, 
in e, lotrecht unter a, niederfallen. Dreht sich aber 
die Erde um ihre Achse, so beschreibt jeder Punkt 
der Erdkugel einen Kreis, der um so größer ist, je 
weiter er vom Erdmittelpunkt entfernt liegt. Be¬ 
wegt sich die Turmspitze a in der Zeit, in der ein 
Stein von a zur Erde fällt, in östlicher Richtung 
nach b, so steht der Fuß des Turmes in d. Da 
aber der Stein während des Falles die ihm von 
der Turmspitze erteilte westöstliche Geschwindigkeit 
beibehält^, so muß er in derselben Zeit um den 
Bogen ce = ab vorwärts kommen und mithin in e 
niederfallen. Tatsächlich haben nun verschiedene 
Fallversuche von hohen Türmen und in Bergwerks- 
schachten am Ende des 18. und am Anfang des 
19. Jahrhunderts diese Abweichung bestätigt. Sie beträgt bei geringer Fallhöhe, 
von denen aus die Versuche gemacht werden können, nur wenig, bei einer Fallhöhe 
von 10 000 m aber 7 m. 
e) In neuerer Zeit hat der französische Gelehrte Leon Foucault durch seine 
Pendelversuche die Drehung der Erde um ihre Achse bewiesen. 
Ein Pendel muß nach dem Beharrungsgesetz beim Hin- und Herschwingen stets 
dieselbe Richtung beibehalten und daher in der Horizontalebene darunter beständig 
dieselbe Gerade beschreiben. Wird dabei jedoch die Horizontalebene um die Ruhelage 
* Jeder bewegte Körper verharrt in unveränderter Richtung und Geschwindigkeit in 
seiner Bewegung, bis er durch eine Kraft daran gehindert wird. 
24. Fallversuch.
	        
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