B. Wirkliche Bewegungen der Himmelskörper.
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des Pendels als Achse gedreht, so überstreicht es die Ebene längs immer neuer Durch-
messer.
Im Jahre 1852 ließ Foucault ein 67 m langes Pendel, das an der Decke des Pan-
theon zu Paris befestigt war, frei schwingen und bemerkte dabei, daß das schwingende
Pendel nicht immer zu denselben Punkten der Wand gerichtet blieb, sondern daß seine
Schwingungsebene sich von 0 nach W zu drehen schien. In einer halben Stunde
betrug die westliche Ablenkung 5°. Diese Erscheinung erklärte der Gelehrte mit Recht
als Beweis dafür, daß die Erde sich von W nach 0 um ihre Achse drehe. Denn nach
dem Beharrungsgesetze konnte nicht das Pendel seine Schwingungsebene geändert
haben; die Abweichung von der ursprünglichen Richtung mußte vielmehr durch die
Achseudrehung der Erde entstanden sein.
k) Ein weiterer Beweis für die Achsendrehung der Erde sind die Passatwinde,
die zu beiden Seiten des Äquators regelmäßig als Nordost- und Südostpassat wehen.
Nachweisen!
g) Für die Rotation der Erde spricht auch die Abplattung der Erde an den
beiden Polen. Inwiefern?
§16. Die Folgen der Rotation. AusdertäglichenAchfendrehungderErde erklärt sich
* a) der Wechsel von Tag und Nacht. Die Erde empfängt ihr Licht von
der Sonne; aber nur die Teile der Erdoberfläche können von ihr beleuchtet werden,
die sich der Sonne zuwenden. Diese steht unverrückt1 an derselben Stelle im Welten-
räum. Stände die Erde still, so müßte die eine Hälfte ihrer Oberfläche beständig
Tag, die andere beständig Nacht haben 2. Da sie sich aber dreht, so kommt in der
Zeit von 24 Stunden abwechselnd jeder Punkt ihrer Oberfläche in das Sonnenlicht
und aus diesem wieder heraus in die Dunkelheit. Es entsteht der Wechsel von
Tag und Nacht. Am Morgen bringt uns die Drehung der Erde der Sonne entgegen.
In dem Augenblick3, in dem der Ostrand des Horizonts die Lichtgrenze erreicht,
wird die Sonne sichtbar: sie geht auf. Während sich die Erde weiter dreht, sinkt
die Ostseite des Horizonts immer mehr unter die Sonne hinab, die daher immer
höher zu steigen scheint, bis sie mittags am höchsten steht, zu welcher Zeit Ost- und
Westrand des Horizonts gleichweit von der Sonne abstehen. Bei fortgesetzter Drehung
steigt der Westrand des Himmels immer höher zur Sonne auf, die daher am
Himmel herabzusteigen scheint, und wenn jener in die Lichtgrenze tritt, verschwindet
die Sonne unserrt Blicken: sie geht unter und muß so lange unter dem Horizont
bleiben, bis dessen Ostrand wieder in die Lichtgrenze eintritt, worauf der Kreislauf
des Tages von neuem beginnt4.
b) Der tägliche scheinbare Umschwung des Himmelsgewölbes. Jeder
Punkt auf der Erde geht von W nach 0 an dem Sternenhimmel vorüber, dessen
scheinbare Drehung demnach die entgegengesetzte Richtung haben muß. Femer
muß ein Stern sich scheinbar ebenso schnell bewegen, wie der ihm auf der Erde ent-
sprechende Ort dies in Wirklichkeit tut5, und daher muß ein Stemtag die Dauer
1 Daß die Sonne eine Fortbewegung im Weltenraume hat, ist nicht in Betracht zu
ziehen. — 2 Der Kreis an der Erdkugel, der die beleuchtete Hälfte von der unbeleuchteten
trennt, heißt die Lichtgrenze. — 3 Von der Strahlenbrechung ist abzusehen. — 4 Dieser
ganze Borgang läßt sich leicht durch eine an den Globus gesteckte Horizontscheibe veran-
schaulichen. — 5 Beobachtet man mehrere Tage hintereinander von demselben Standorte
aus einen bestimmten Stern, indem man nach diesem über einen in der Nähe befindlichen
hohen und spitzen Gegenstand (Turmspitze, Baumwipfel, Telegraphenstange) hinsieht, so
nimmt man leicht wahr, daß der Beobachtungsort nach 23 Stunden 56 Minuten zu dem
beobachteten Stern zurückkehrt.