Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

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Deutsch-Südwestafrika. 
Tage durch ungeheure, mit Bäumen umgürtete „Salzpfannen" und 
dann über eine endlose Savanne, gänzlich baumlos und selbst ohne 
Büsche. Um so freudiger war ihre Überraschung, als sie endlich die 
schönen, fruchtbaren Ebenen Ondongas, des eigentlichen Ovambo- 
landes, vor sich sahen. Statt der ewigen Dickichte und Sandwüsten 
lagen jetzt vor ihnen endlose Getreidefelder, übersäet mit friedlichen 
Wohnungen, einzelnen riesigen Wald- und Fruchtbäumen und un- 
zähligen Palmen. Die Reisenden glaubten in ein Paradies zu treten, 
das immer anmutiger und fruchtbarer wurde, je weiter sie vorwärts 
kamen. Dörfer giebt es hier nicht; jede Familie wohnt patriarcha- 
lisch in der Mitte ihrer Besitzung auf einem Gehöfte, das mit starken 
Palissaden eingezäunt ist, denn auch diese friedlichen Bauern haben 
einen feindlich gesinnten Stamm in der Nachbarschaft, der ihnen 
fortwährend zu schaffen macht. Das Getreide besteht hier aus 
Negerhirse und einer andern Pflanze mit sehr kleinem Samen, der 
ein treffliches Mehl giebt. Beide erreichen eine Höhe von 8 bis 
9 Fuß. Jni Herbste werden die Samenbüschel abgeschnitten und 
der Rest dem Vieh überlassen. Ihren großen Viehbestand halten die 
Ovambos auf entlegenen Weideplätzen, wo sie auch Schweine vou 
ungeheurer Größe ziehen sollen. Über die Ausdehnung des Laudes 
und die Stärke des Stammes konnten die Reisenden nichts erfahren. 
Am zweiten Tage kamen sie an die Residenz des gefürchteten 
Nangaro, ohne jedoch sogleich Zutritt in die Einfriedigung zu er- 
laugen; vielmehr wurde ihnen eine Baumgruppe iu der Nähe als 
Warteplatz angewiesen. Das Wartenlassen, das auch iu Afrika für 
vornehm gilt, währte ganzer drei Tage. Endlich erschien die Ma- 
jestät, ein Riese allerdings, aber nur dem Querdurchmesser uach. 
Es war ein unförmlich dicker, häßlicher Mann, aber in den Augeu 
seiner Unterthanen doch jeder Zoll ein König, denn das Fettsein 
gilt dem Afrikaner für ein Attribut, hier und da selbst für ein Vor- 
recht der Königswürde, während es einem Unterthanen geradezu als 
Verbrechen angerechnet wird. Die Antwort des dicken Königs auf 
die glänzende Anrede der Fremden bestand lediglich darin, daß er 
einige Male wohlgefällig oder mißfällig grunzte. Von Feuerwaffen 
hatte er so wenig wie seine Leute einen klaren Begriff; sie meinten, 
es seien unschädliche Dinger, sobald man nur oben in die Mündung 
blase. Sie erstaunten nicht wenig über die Wirkungen einer Spitze 
kugelbüchse, und mehrere Neugierige fielen bei jedem Schusse flach 
auf das Gesicht nieder. Der König verlangte in der Folge, die
	        
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