432 Die Ufer der mittleren Elbe.
und Erker kommen vor. Einige Häuser sind sehr schmal, andre sind noch
nach alter Sitte mit besonderen Namen bezeichnet, wie „Zum Regenbogen",
„Zum Pflugeisen", „Zum Prinz von Preußen". Die ganze Straße trägt vor-
wiegend den Charakter des 17. Jahrhunderts oder der Spätrenaissance. —
Der Breite Weg ist nicht bloß räumlich die Achse der Stadt, sondern in
ihm konzentriert sich auch das geschäftliche Leben von Magdeburg. Daran er-
innert uns das lebhafte Treiben, das wir auf seiner ganzen Länge beobachten
können und das nach der Mitte zu immer stärker wird, ebenso der Verkehr auf
der ihn durchziehenden Pferdebahn und die zahlreichen Fahrzeuge aller Art.
Elegante Schauläden nehmen die Erdgeschosse ein. aber auch das erste Stock-
werk ist fast regelmäßig zu Geschäftsräumen verwendet; die Thüren in den
Giebeln und die über ihnen hervorragenden starken Balken zum Aufziehen der
Waren kündigen uns an, daß auch die obersten Stockwerke dem Handel dienen.
Vom Breiten Wege hat man nicht weit zu den meisten übrigen Sehens-
Würdigkeiten der Stadt. Unter ihnen ist das Denkmal Ottos des Großen auf
dem alten Markte hervorzuheben. Es wurde schon um 1290 vom Magistrat
errichtet, wahrscheinlich als Sinnbild der städtischen Freiheiten, und 1858 unter
möglichster Verwendung der alten Bestandteile erneuert. Unter einer von acht
Säulen getragenen Kuppel sitzt Otto hoch zu Roß, uud ihm zur Seite stehen
zwei Frauengestalten, von denen die eine einen Schild, die andre eine Fahne trägt.'
Alle drei Figuren sind in Lebensgröße aus Sandstein gehauen und vergoldet.
Vor den vier Pfeilern des Unterbaues stehen vier geharnischte Männer, darunter
der Herzog von Sachsen uud der Markgraf von Brandenburg. Nicht weit
davon steht das Erzstandbild, welches die Stadt ihrem 1851 verstorbenen Ober-
bürgermeister August Wilhelm Fraucke gewidmet hat.
Au einen früheren Bürgermeister, den berühmten Physiker Otto von
Guericke, den Erfinder der Luftpumpe (geboren 1602 in Magdeburg, gestorben
1686 in Hamburg), erinnert die große Münzstraße. Das Gebäude der Reichs-
bauk ist auf der Stelle des ehemaligen Wohnhauses von Guericke erbaut und
am Giebel mit Skulpturen geschmückt, die aus demselben herrühren. —
Durch die Domstraße gelangt man vom Breiten Wege zu einer mit An-
lagen bedeckten Terrasse, welche das schöne Kriegerdenkmal für 1866 und
1870/71 einschließen. Hier beginnt der Fürstenwall, der sich über Kasematten
an der Elbe nach Norden erstreckt. Von diesem beliebtesten Spaziergange in
der Stadt gesehen, gewährt der Strom mit seinem lebhaften Schiffsverkehr den
interessantesten Anblick.
ftic Magdeburger Lörde. Mit dem Namen Magdeburgs hat sich von
jeher nicht bloß der Ruf einer großen Handelsstadt verknüpft, sondern er hat
auch stets an eine durch ihre Fruchtbarkeit ausgezeichnete Landschaft erinnert,
und die Landwirtschaft in der Umgebung Magdeburgs galt immer als eine
vorzügliche. Diesen Ruf der Fruchtbarkeit verdankt das Gebiet der Stadt der
berühmten Magdeburger Börde, einem westlich gelegenen Landstriche, der
sich in einer Länge von 45 und einer Breite von 20—30 km ausdehnt. Im
Norden reicht die Börde etwa bis zu der vom Drömling her der Elbe zu-
fließenden Ohre, nach Süden bis zum linken Ufer der Bode bei Großoschersleben