Der deutsch-französische Krieg.
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vollendet, das Verpflegungswesen nicht geregelt; das Transportwesen lag ganz im
argen, und für die Verwundeten war feine Vorsorge getroffen. Hatten doch die
französischen Offiziere nicht einmal Karten ihres eigenen Landes!
In drei Armeen rückte das deutsche Heer zur Grenze. Die erste Armee unter
General Steinmetz stand ander Saar; die zweite Armee, geführt von dem Prinzen
Friedrich Karl, sammelte sich in der Pfalz. Die dritte Armee, zu der auch die
süddeutschen Truppen gehörten, unterstand dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und
richtete ihren Aufmarsch uach dem unteren Elsaß. Den Oberbefehl über das gesamte
Heer hatte sich König Wilhelm selber vorbehalten. Die Leitung der Geschäfte des
Generalstabs ruhte in der sicheren Hand des „Schlachtendenkers" Helmut v. Moltke.
Vor seinem Abgang zur Armee erneuerte der König das Ehrenzeichen des eisernen
Kreuzes, das sein Vater 1813 gestiftet hatte, als Deutschland sich gegen die fran¬
zösische Knechtschaft erhob.
Tie französische Armee gliederte sich in acht Armeekorps verschiedener Stärke.
Es war beabsichtigt, die Truppen in zwei größeren Massen an der Mosel und im
Elsaß zu versammeln und einstweilen ein Korps vorzuschieben. Nach Vollendung der
Mobilmachung gedachte man in Süddeutschland einzubrechen, die süddeutschen Staaten
zur Neutralität zu zwingen und dann gegen Preußen vorzugehen. Von den Befehls¬
habern waren die bekanntesten die Marschälle Mac Mahon, Bazaine (basän), Canro-
bert und der General Bourbaki (burbaki). Den Oberbefehl hatte sich der Kaiser selbst
vorbehalten. Der Kriegsminister, Marschall Leboeus, sollte ihm als Ratgeber zur
Seite stehen.
Tic ersten Kämpfe. Um den ungeduldigen Parisern endlich eine Siegesnachricht senden
zu können, ließ Napoleon am 2. August mit 30000 Mann die offene Stadt Saar¬
brücken angreifen, die von etwa 1300 Preußen verteidigt wurde. Er selber hatte mit
seinem 14jährigen Sohne bei einer Batterie Stellung genommen und diesem erlaubt,
-eine Kanone abzuschießen. Das nannte er in einem Briese an die Kaiserin die
„Feuertaufe". Die Besatzung Saarbrückens zog sich nach hartnäckiger Verteidigung
zu widerstehen. Vergebens warf Mac Mahon den siegreich vordringenden Deut¬
schen zwei noch frische Kürassierregimenter entgegen, um sich wenigstens einen geord¬
neten Rückzug zu sichern. Die anstürmenden Reiter erlagen dem verheerenden Schnell¬
feuer der Deutschen. In regelloser Flucht gingen die Franzosen zurück und konnten
zurück, ohne daß die Franzosen es
gewagt hatten, sie zu verfolgen.
Noch am Abend verkündeten die
Zeitungen in Paris, daß eine
französische Division drei preußi¬
sche über den Haufen geworfen
habe. — Aber schon am 4. August
überschritt der Kronprinz mit seiner
Armee die französische Grenze und
griff die Stadt Weißenburg an.
Trotz verzweifelter Gegenwehr
wurden die Festung und der stark
besetzte Geißberg erstürmt und
viele Gefangene gemacht. Zwei
ife#* die Franzosen der ungestümen
Tage später stellte sich der sieg-
reich vorrückenden Armee Marschall
Mac Mahon entgegen. Er hatte
WA m die Höhen um Wörth stark besetzt
w un^ sich für nnüberwind-
W/!lich. Aber auch hier vermochten
die Franzosen der ungestümen
Kaiser Friedrich.
Tapferkeit der vereinigten Bayern,
Preußen und Württembergs nicht