Acies.
Heere ist, abgesehen von der ursprünglichen, keil¬
artigen, zu unterscheiden in die Manipel- und
Cohortenstellnng. Vorweg zu bemerken ist, daß
die buudesgenossischen Truppen, deren Stelle später
die Hülsstruppen (auxilia) vertraten, die beiden
Flügel der römischen Legion einnahmen, und zwar
die Reiterei auf deu äußersten Flügeln; daher die
Ausdrücke alarii, alae. A) Die Manipel-
ausstellung 1) in Einer Linie. Zwischen den
einzelnen Manipeln war Raum gelassen, damit die
Leichtbewaffneten, welche vor der eigentlichen
Schlachtreihe das Treffen einleiteten, oder im Fall
die Reiterei den ersten Angriff machte, auch diese
sich hinter die Mauipelu zurückziehen konnte. So¬
bald dies geschehen, dehnten sich die Manipeln aus
und schlössen die Zwischenräume, so daß also der
Kampf in einer Linie stattfand. 2) In drei Linien.
Im Kriege mit den Latinern 415 u. c. (vgl. Liv.
8, 8.) war die Stellung schon dahin verändert,
daß statt der Einen früheren Linie die Legion
deren 3 bildete. Die 30 Manipeln, ans welchen
eine Legion bestand, waren 10 Manipeln hastati,
10 Manipeln principes und 10 Manipeln triärii.
Ueber ihre verschiedene Bewaffnung s. Waffen,
5 u. 9. Die hastati standen in der ersten, die
triarii in der letzten Schlachtreihe, ebenfalls mit
Zwischenräumen, die der Froute eines Manipels
gleich kamen. Die Manipeln der mittleren Reihe,
die principes, standen jedoch nicht hinter den Ma¬
nipeln der hastati, sondern gerade vor den Zwi¬
schenräume::, so daß sie, im Falle die hastati vom
Kampfe ermüdet oder geworfen waren, ohne Wei¬
teres vorrücken und den Kampf aufnehmen konn¬
ten*). Die triarii standen ebenfo vor den Zwischen¬
räumen der principes. Sie waren alte, gediente,
tapfere Soldaten und griffen erst dann ein, wenn
die principes den Kampf noch nicht beendigen konn¬
ten , daher sprichwörtlich: res redit ad triarios
{Liv. ci. a. O.) znr Bezeichnung der höchsten Noth.
Hinter den Triariern standen noch die rorarii
und accensi. Liv. 8, 8. Ursprünglich bezeich¬
neten beide Ausdrücke dasselbe und umfaßten die
waffenfähige Mannschaft der 5. Classe als Leicht¬
bewaffnete, nur mit Schleudern (fundae) und
Wurssteiueu (lapides missiles) versehen. Liv. 1,
43. in his accensi. Weil ohne Schutzwaffen (iner-
mes), Hießen sie auch velati, d. i. nur durch die
Kleidung geschützt. Varro (l. I.) velati, qui ve-
stiti sequuntur exercitum, daher Cic. r. p. 2, 22.
sie auch accensi velati nennt. Accensi wer¬
den sie genannt als ad legionuni censum adscripti,
uQOs&ri-x.r]? [lOLQdv snsfyov tv qxxlayyi (Dion.
Hai. 5,67.), daher auch adscripticii (scribere exer-
citum ein Heer ausheben). Mit der seit dem Kriege
gegen die Latiner veränderten Schlachtordnung
wurdeu die rorarii (Non. Marc. p. 552 rorarii
appellabantur milites, qui antequam congressae
essent acies prinio non multis iaculis inibant
proelium, tractum, quod ante maximas pluvias
coelum rorare incipiat) von den accensi unter¬
schieben. Liv. 8, 8. Accensi würbe nunmehr
diejenige Mauuschaft genannt, welche ans beit Pro¬
letariern zum Kriegsbienste herangezogen würbe
*) In dieser Form :
(minimae fiduciae manus). Nachdem bie rorarii
itnb accensi unter besonberen Fähnlein vor Beginn
ber Schlacht beit Fetnb beunruhigt hatten, zogen
sie sich burch bie Zwischenräume ber 3 Orb nun gen
(ordines)' hinter bie Triarier zurück. Sie hatten
ihre eigenen Vexilla unb Führer (vielleicht optio-
nes ber Centurionen ber Triarier) unb mußten
wohl bei betn Angriffe ber Triarier folgen, um
betn Stoße ber Phalanx Nachbruck zu geben. Daß
bie accensi, wie gewöhnlich angenommen wirb,
als Erfatzmannschast bienten, iitbent sie mit den
Waffen der Gefallenen die Lücken ausfüllten, ist
wohl nur ausnahmsweise geschehen, ebenso wie die
außerordentliche Verwendung derselben als Tria¬
rier in der Schlacht gegen die Latiner (Liv. 8,10.),
was überhaupt nur aus einem Nothstände ztt
erklären ist, da gerabe bamals bie Römer mit be¬
iten im Kriege waren, ans welchen sonst ein Theil
bes römischen Heeres als Hülsstruppen ausgehoben
würbe. Die römische Reiterei staitb aus beiben
Seiten ber hastati in ber ersten Schlachtlinie.
Im britten finnischen Kriege sing man an mit
größeren Truppenkörpern zu cigtren unb vereinigte
je 2 Manipeln in l Cohorte, so baß nunmehr in
ieber Schlachtreihe nicht mehr 10 verschiedene
Manipelhanfen standen, sondern 5 Cohorten mit
entsprechenden Zwischenräumen. Dabei trat noch
die Veränderung ein, daß in die erste Reihe die
principes unb in bic zweite bie hastati kamen.
Dies war ber Uebergang zu ber B) Cohorten-
stellnng. Seit Marius hörte bie breifache Unter-
scheibnng ber Legionssolbaten nach betn Census ganz
auf. Es würbe aufgenommen, wer brauchbar war,
unb galt nur ber Unterschieb von schwerbewaffneten
unb leichten Truppen. Es ist wahrscheinlich (s.
Lange, hist, mutationum rei mil. Roman. (5. 16.
17.), daß Marius die 15 Cohorten der Legion aus
10 brachte, jebe von 4—500 Mann. Diese 10 Co¬
horten stellte Cäsar ebenfalls in bret Schlachtreihen
auf, gerabe so wie bie frühere Manipelanfstellung
mit Zwischenräumen, so baß wieberum bie zweite
Reihe in bie erste einrücken konnte. In der ersten
Reihe standen 4 Cohorten, in den beiden andern
je 3. Die dritte Schlachtreihe stand etwas weiter
zurück, damit sie leicht ihre Stellung ändern und
dorthin sich wenden konnte, wo ihre Hülse nöthig
war*). Ueber die Ausdrücke acies simplex, du¬
plex , triplex gibt es 2 verschiedene Ansichten.
Rüstow versteht darunter die 3 verschiedenen Tref¬
fen in bie Tiefe, fo baß bie acies triplex bas
gewöhnliche war, bie acies duplex unb simplex
von Umstänben abhing; v. Goeler bagegen ver¬
steht barunter selbstänbige Divisionen in ber Fronte,
so baß bas Ceutrum unb bie beiben Flügel, jebe
Abtheilung für sich, ihren eigenen Commandeur
Hatten (s. Seekrieg). Darnach hing die Wahl
einer acies simplex von den Raumverhältnissen
ab, ob der Oberseldherr etwa im Staube war, bie
ganze Fronte zu commanbiren. Unter Augustus
würben bie 10 von Cäsar eingerichteten Cohorten
einer Legion zwar beibehalten, boch ihr Bestaub
auf 555 Mann zn Fnß unb 66 Reiter bestimmt,
außerbem enthielt bie 1. Cohorte bie doppelte An-
*) In dieser Form: