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Der Regen im vergangenen Frühling und die Hitze im
Anfange des Sommers hatten zum Wachsthum von Hein¬
richs Aussaat beygetragen/ und in der Mitte des Juny«
monates hatte er schon einige schöne neue Kartoffeln/ die
sich effen ließen.
Um diese Jahreszeit ist die Witterung gewöhnlich sehr
heiß / und eines Tages/ als Heinrich mit seiner Schwester
unter dem schattigen Baume saß/ dessen in der erstenAb-
theilung erwähnt wurde/ bemerkte er/ daß der Schatten
des Baums beynahe rund um den Stamm herum reichte/
und er hatte doch am Morgen beym Frühstück gesehen/
daß der Schatten des Baumes nur nach einer Seite des¬
selben siel. Er befragte deshalb seinen Vater/ der vor-
beyging und dieser führte ihn nach der Hausthüre und
hieß ihn zusehen / wo die Sonne stände. Er sah, daß sie
der Thüre gegenüber und sehr hoch am Himmel stand.
«Gib Acht/ Heinrich/" sagte sein Vater/ «wo Du jetzt die
Sonne siehst und bemerke wohl, wo Du sie heute Abend
sehen wirst / wenn sie untergeht.»
Heinrich sagte / er wüßte, wo die Sonne unterginge
— daß er sie dann von der Hofthüre aus nicht sehen könn¬
te, sondern von der Seite des Hauses/ die der Hofthüre
zur Rechten liegt/ wenn man heraustritt.
Vater: Hast Du wohl je bemerkt/ wo sie aufgeht?
Heinrich: Ja, sie ging diesenMorgen an der andern
Sette des Hauses auf.
Vater: Das that sie. — Weißt Du nun wo Süden
und Norden/ Westen und Osten ist?
Heinri ch: Nein; aber ich glaube, daß die Seite des
HimmelS/ wo die Sonne aufgeht, Osten genannt wird.
Vater: So ist es. — Und die Seite, wo sie unter¬
geht, wird Westen genannt. Nun kannst Du einen Sü¬
den und Norden wissen, wo Du auch seyn magst, wenn
Du weißt, wo die Sonne auf- und wo sie untergeht.