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In diese stille, starre, scheinbar unbezwingliche Natur ist nun der 
Mensch getreten und hat sich ein Heim geschaffen. Zuerst hat er sich da 
angesiedelt, wo der Wald weite Ebenen bedeckte, wo er ein lunck, kein 
skog war: bei Upsala, auf den reichen Fluren Ost - und Westgothlands. 
Aber er hat sich auch mitten in dem unheimlichen skog niedergelassen und 
als Pionier der Cultur den Nehrli angegriffen. Der Boden, in Cultur- 
ländern von so hohem Preise, der Grund und Boden an sich hat in einem 
solchen 8kog keinen Werth; er erhält nur den, welchen der Mensch durch 
seine Arbeit ihm verschafft. Noch jetzt lassen sich Hunderte von Ansiedlern 
in den einsamen Wäldern nieder, erbauen eine Hütte und dringen von 
diesem Centrum nach der Peripherie, den Wald schrittweise bezwingend, 
ihn rodend und der Cultur öffnend. 
Man denke in Betreff der Schwierigkeit hierbei nicht an amerikanische 
Ansiedler. In der Neuen Welt gilt es nur, die Vegetation, den Baum¬ 
wald zu bezwingen; in Schweden ist das Wegräumen der Bäume ein 
Leichtes — die Axt fällt sie oder das Feuer verzehrt sie; auch die dichte 
Pflanzendecke, der Filz, welcher den Felsboden einhüllt, wird durch Feuer 
unschwer entfernt, der Ansiedler sticht mit dem Spaten die Pflanzendecke 
ab, läßt die Stücke trocknen, häuft sie auf einander und zündet sie an. 
So verzehrt das Feuer das hindernde unfruchtbare Pflanzenwerk und 
läßt es in Asche zerfallen, die wiederum den Boden düngt. Dieses Ver¬ 
fahren heißt 8vsckja, schwenden. Ist der Mensch so weit gekommen, dann 
erst beginnt die schwerste Arbeit für ihn: er hat den Felswa ld auszu¬ 
roden. Hier genügt nicht mehr Spaten und Axt allein; Sprengungen 
durch Pulver sind erforderlich und unsägliche jahrelange Arbeit, bis endlich 
das Getrümmer entfernt, der Boden gereinigt und eine Ackerkrume ge¬ 
schaffen worden ist, in welche die Saat gestreut werden kann. Oft hat es 
den Ansiedler verdrossen, den durch Feuer zerstörten Wald ganz zu be¬ 
seitigen ; er läßt die Steinblöcke mitten im Erdreich stehen und streuet die 
Saat oder setzt die Kartoffel dazwischen; oder er duldet auch die ver¬ 
brannten Stumpfe und Stubben der Bäume,'die nun halb verkohlt mitten 
unter dem frisch grünenden Getreide stehen und den sonderbarsten Anblick 
gewähren. Die ausgerodeten Felsbrocken aber häuft er sorgsam in einen: 
Steinwalle (stendige) auf und umgiebt damit seine Ackerstücke, indem er 
sie dadurch gegen den Einbruch des Wildes oder der weidenden Heerden 
schützt. Oft benutzt er auch die ungebrannten Baumstämme zu einem 
Holzzaune (skidgärd) und stellt zuweilen sogar den Holzzaun auf den 
Steinwall, un: sich eines doppelt sicheren Schutzes zu erfreuen. So wohnt 
der schwedische Ansiedler in seiner Käthe auf freiem selbstgeschaffenem 
Boden, Niemandes Herr, Niemandes Knecht; ein beneidenswerthes Loos, 
so lange die Reinheit der Sitten währt und die Zufriedenheit des Gemüths. 
Die Provinz Smaland, eine der unfruchtbarsten und ärmsten des süd¬ 
lichen Schwedens, trägt fast ganz diesen beschriebenen Charakter zur Schau. 
Von Natur eine Waldwüste, ist sie durch Ansiedler hier und da cultivirt
	        
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