Nordamerika. 83
Sklaven verkauft und als Feldarbeiter verwendet. Seit 1808 ist die Sklaverei
verboten, und die freien Neger haben sich im Süden stark verbreitet.
Aus Europa wanderten zunächst Spanier nach Mexiko ein. Später
drangen die Engländer in das Küstenland südlich vom Lorenzstrom („Neuengland");
Franzosen besetzten die Gegend der großen Seen und das Mississippigebiet.
Im letzten Jahrhundert sind sehr viele Deutsche eingewandert. Die Weißen
haben sich hier und da mit den Farbigen vermischt (Mulatten sind Nach-
kommen von Weißen und Negern, Mestizen von Weißen und Indianern);
aber im ganzen hat sich eine einheitliche weiße Bevölkerung mit germanischem
Aussehen und vorwiegend englischer Sprache herausgebildet („anglo-amerikanische
Rasse", Mnkees, spr. jänkis!).
Die ^Spanier und Franzosen haben ihre Besitzungen in Nordamerika völlig
verloren; die Engländer besitzen noch die nördliche Hälfte des Erdteils (Britisch-
Nordamerika); die übrigen Gebiete sind zu großen freien Bundesstaaten vereinigt.
Landschaften.
1. Das arktisches Tiesland.
Um die Hudsonbai breitet sich ein Tiesland aus, das sich in einem seenreichen
Landrücken fortsetzt (vgl. die Ostsee und den baltischen Landrücken!). Einst war es
wie heute Grönland unter Inlandeis begraben. Nackte Felsbuckel, lehmige
Hügel, Sümpfe, unterbrochen von Flüssen mit zahlreichen Wasserfällen und Tau-
senden von Seen, setzen den Boden dieses unwirtlichen Landes zusammen. Hier
und da bedecken Birken- und Nadelwälder die einförmige Fläche. In ihnen ist
die Heimat der Pelztiere: Biber, Otter, Zobel, Bären, Polarfüchse, Bisamratten,
Skunks. Eskimos und weiße Pelzjäger durchstreifen die Gegend, in der harte
Fröste selbst im Juli nicht selten sind. Am Südrande des Seengürtels beginnt
fruchtbares Getreideland. Die Stadt Winnipeg ist der Mittelpunkt des
Ackerbaugebietes.
2. Das kanadische Seengebiet.
Inmitten einer fruchtbaren Getreidelandschaft liegen die fünf großen kanadi-
fchen Seen, die zusammen eine Fläche wie halb Deutschland bedecken. Der Obere
See ist der größte Süßwassersee der Erde (80 000 qkm = mehr als 5mal Sachsen).
Huronen- und Michigansee (mischigän) umfassen je eine Fläche wie 4mal
Sachsen. Zwischen Erie- (iri) und Ontariosee ist eine Flußstrecke von 100 m
Gefälle. Davon werden 50 m von dem Niagärafall überwunden (vgl. Farben-
tafel!). Ein Kanal umgeht dieses Verkehrshindernis. So stellen die Seen eine
zusammenhängende Schiffahrtsstraße dar. Eine Halbinsel im Oberen See birgt
eines der größten Kupferlager der Erde.
Am südlichsten Zipfel des Seengebiets liegt Chciago (schikägo), die „Königin
der Seen". 1818 wohnten hier 4 weiße Ansiedler; heute ist Chicago mit 2Vg Mill.
Einw. die fünftgrößte Stadt der Welt. Es hat in seinen Schlachthöfen Raum für
75 000 Rinder, 300 000 Schweine, 50 000 Schafe, besitzt Gerbereien, Getreide-
x) griech. arktos — Bär: im Sternbilde des Kleinen Bären ist der Nordpol des Himmels:
arktisch heißt also polwärts gelegen.