Full text: Das Deutsche Reich (Teil 6)

30 Die deutschen Landschaften. 
kannten die Heilkraft dieser „Thermen". Weiter östlich liegt an der oberen Enz Wild- 
bad (Graf Eberhard der Rauschebart!). 
Eine breite Senke aus Buntsandstein, das Neckarbergland oder der Kraichgau, 
bildet die Fortsetzung des Schwarzwaldes bis zum Neckartal. In ihm wiegt bereits der 
Feldbau vor. Der Weltverkehr findet hier ein wichtiges Verbindungs- 
glied für einen großen Westostweg: Von der Hauptstadt des Großherzogtums 
Baden, Karlsruhe, führt eine Hauptbahn hinüber nach Pforzheim (Gold- 
schmiedestadt) und Stuttgart (Linie Paris—Wien). Am Fuße des Königsstuhls, 
am terrassenförmig gegliederten Abhang des Neckartals, liegt das vielbesungene 
Heidelberg mit seiner Schloßruine, seinen herrlichen Anlagen, ein Hauptreiseziel 
der Fremden, berühmt auch als Universitätsstadt. 
Der Odenwald (— öder Wald oder Odinswald?) zeigt eine ähnliche Gliederung 
wie der Schwarzwald: aus dem Rheintal erhebt sich mit deutlicher Stufenbildung 
(Bruchstufen!) der „vordere" oder Granit-Odenwald. Er ist durch Täler reich 
gegliedert, trägt schöne Wälder und birgt eine lebhafte Steinindustrie (Grabsteine, 
Denkmäler). Nach 0 schließt sich der viel einförmigere „hintere" oder Bunt- 
fand stein-Odenwald an. Er hat breite, von Stufen unterbrochene Hochflächen, 
die mit Feld und Wald bedeckt find. Der höchste Gipfel, der Katzenbuckel (630 m), 
ist ein aufgesetzter Vulkanberg. 
Im N bricht der Odenwald gegen den Graben jäh ab: er findet aber eine Fort- 
setzung nach NO im 
Spessart. Auch der Spessart (— Spechtswald) besteht aus Urgesteinen und Bunt- 
sandstein. Er trägt ein schönes Waldkleid, besonders Eichenwälder. Das Holz 
wird teils im Gebirge verarbeitet (Leitern, Gartengeräte), teils nach dem Main ver- 
flößt. Größere Siedelungen fehlen dem schwach bevölkerten, armen Gebirgsland; 
Aschaffenburg am Main ist sein wirtschaftlicher Mittelpunkt. 
Die linksrheinischen Randgebirge. 
Die auffällige Übereinstimmung der linken und rechten Gebirgsumrahmung 
des Rheingrabens findet ihre Erklärung in der gemeinsamen Entstehungsgeschichte. 
Der Wasgau^) ist das Spiegelbild des Schwarzwaldes; aber er ist abgeschlossener 
und deshalb menschen- und verkehrsärmer. Auf seiner Wasserscheide zieht die deutsche 
Reichsgrenze; aber das französische Sprachgebiet greift an einigen Stellen auf den 
Osthang herüber. Die Bevölkerung treibt viel Spinnerei und Weberei. Das Bunt- 
sandsteingebiet beginnt weiter südlich als im Schwarzwald. Daher liegt auch die 
Senke südlicher. Sie wird überschritten von dem merkwürdigen Rhein—Marne- 
Kanal, der aus der Rheinebene mit 16 Stufen (Schleusen) aufsteigt, die Wasserscheide 
in einem Tunnel durchbohrt und das Saartal auf einer Brücke (Aquädukt) überschreitet. 
Die Eisenbahn Paris—Zabern—Straßburg benutzt diese Senke. 
Nördlich der Senke von Zabern verbreitert sich die Buntsandsteinlandschaft und 
bildet das Bergland der 
Haardt (=Wald) oder des Pfälzerwaldes. Mit steilen Hängen fällt es gegen die 
Rheinebene ab; der Hauptgipfel des Bruchrandes ist der Kalmit (680 m). Köstliche 
1) Der Name Vogesen ist nur eine mißverständliche Bildung aus dem lateinischen Nons 
Vosegus, bzw. dem französischen Les Vosges.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.