Full text: Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau (Erg.)

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B. Hessen. — I. Das Land als Ganzes. 
Durch diese Senken wird das Hessische Bergland vor allem von N nach S 
geöffnet, und es muß so ein wichtiges Durchgangsland für den Der- 
kehr zwischen Nord- und Süddeutschland bilden. 
Die einzelnen Gebirge. Zwischen den Senken steigen bis zu den ansehnlichen 
Höhen von 600 — 800 m die Gebirge an, von denen die bedeutenderen sind: 
1. im südlichen Hessen die Rhön, Teile des Vogelsberges und des 
Spessarts, 
2. im nördlichen Hessen das Hessische Berg- und Hügelland im engeren 
Sinne- dieses zerfällt in: 
a) Meißnerland, 
b) Knüllgebirge, 
c) Bergland zwischen Fulda und Diemel, 
d) Oberhessisches Bergland. 
Größere Talebenen sind selten- die bedeutendsten sind an die Hessische 
Senke gebunden, wie die Ohmebene bei Kirchhain (120 qkm), die Lahn¬ 
ebene, die Ebenen an Schwalm (bei Ziegenhain) und Eder (bei Wabern), die 
Casseler Ebene (50 qkm). In der Werrasenke finden wir auf hessischem 
Gebiet die größte Ebene bei Eschwege. 
2. Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Landoberfläche. 
Zum tieferen Verständnis der Oberflächenform eines Landes muß man 
die Geschichte ihres Werdens kennen. 
Hessen ein Senkungsseld. Hessen stellt im allgemeinen ein großes 
Senkungsfeld zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge und dem 
Thüringer Walde dar, diese sind gleich Harz, Schwarzwald, Vogesen stehen- 
gebliebene Grundpfeiler (Horste) jener gewaltigen mitteldeutschen Alpen, die mit 
Beginn der Steinkohlenzeit im Herzen unseres Kontinentes emporgefaltet wurden. 
Altertum der Erde. Sehen wir von der Exklave Schmalkalden mit 
ihrem Anteil am Thüringer Walde ab, so springt dieses alte „paläozoische" 
(d. h. mit versteinerten altertümlichen Lebensformen) Gebirge wie ein fremder 
Keil nur im NW Hessens, am weitesten im Kellerwald, in das junge Gebirge 
hinein: Hessen hat demnach im Gebiet der oberen Lahn und Eder 
einen kleinen Anteil am Rheinischen Schiefergebirge. Mit der Ab- 
tragung jener alten Gebirge nun wurden riesige Schuttmassen, die Konglomerate 
des sog. Rotliegenden, in Senken abgelagert, so z. B. unmittelbar westlich 
von Marburg. Dann wurde Hessen gegen Ende der paläozoischen Zeit, in 
der Zechsteinzeit, vom Meere überflutet, das wertvolle Salzablagerungen (z. B. 
bei Allendorf) zurückließ. 
Mittelalter. Den Hauptanteil aber an dem Aufbau des hessischen Bodens 
hat die das Mittelalter unserer Erde (die mesozoische Zeit) einleitende Trias- 
formation mit der in Deutschland immer wiederkehrenden Dreiheit (daher der 
Name „Trias") von Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Fast der 
ganze Boden des Hessischen Berglandes vom Main bis zur Weser 
besteht aus wagerecht gelagerten Buntsandsteinmassen, die mit ihrer 
dunkelroten Farbe den Grundton der hessischen Landschaftsbilder darstellen. 
Denn Muschelkalk und Keuper haben sich meistens nur in Grabenversenkungen 
erhalten und erscheinen so wie weiße oder graue Streifen, die in den roten 
Buntsandstein eingeklemmt sind.
	        
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