Unter Steinen.
103
benützt. Ungezählte Male flog ein faustgroßer Hammer aus den
Zteinbohrer, der in Wasser stand und unaufhörlich gedreht wurde.
5o zerrieb der harte Gußstahl das Gestein zu weichem Urei, der
mit einem kleinen schmalen Lisenlösfel aus dem Loch entfernt wurde.
Nach einer halben Stunde war der Bohrer stumpf, ohne daß ein
merklicher Erfolg im Stein zu sehen war. Ich lief nach der Schmiede
und holte scharfe Bohrer herbei; aus der nahen Pfütze brachte ich
gleich in einem alten Blechgeschirr Wasser mit. Bb und zu wurde
mit einem eisernen Maßstab das Loch gemessen. Der Schmied
schüttelte still sein Haupt und klopfte weiter. Vieser Stein war
besonders hart. Feuerfunken sprangen heraus und zeigten an, daß
schon wieder Wasser da unten fehlte. Still reichte mir mein alter
Freund die zerbolzte Blechbüchse hin und wischte sich den Schweiß von
der Stirn. ,,Der Bohrer ist schon wieder stumpf," sagte er unwillig,
als ich mit dem Wasser zurückkehrte. ,,Gehe zur Schmiede und sage
dem Gesellen, er möchte einen von den alten Bohrern geben, die ich
gestern selbst gehärtet habe. Ich möchte doch noch gern vor Sonnen¬
untergang abbrennen." Ich flog mehr als ich ging den Feldweg ent¬
lang der Schmiede zu. heute noch abbrennen. Das wird fein sein!
Das Bbbrennen, also die eigentliche Sprengung, war mein haupt¬
vergnügen dabei. Der alte Bohrer wurde gebracht. Er tat seine
Schuldigkeit. Nach kurzer Zeit schon nickte der Schmied befriedigt, als
er auf den Eisenmaßstab sah. Vas Loch hatte die gewünschte Tiefe.
Nun wurde das Bohrloch mit alten Lumpen trocken gerieben. Dann
begann die schwierigste und äußerst gefährliche Brbeit: die Ladung
des Bohrloches. Etwa ein Drittel davon wurde mit grobkörnigem
Pulver (ähnlich dem Schießpulver) ausgefüllt und ein leichter Papier¬
pfropfen darauf gesetzt. Bn der Seite des Bohrloches schob man
ins Pulver eine Eisennadel von der Stärke eines Federkieles.
Dann wurde das ganze Loch mit angefeuchteten Ziegel- und Balk-
steinen, die mit Hammer und Ladestock zu einer festen Masse zu¬
sammengeklopft wurden, fest verstopft. Diese Brbeit muß besonders
vorsichtig gemacht werden, damit sich das Pulver da unten nicht
vorzeitig entlade. Dann hob der Blte behutsam die Eisennadel
heraus, die nun einen kleinen Gang bis aufs Pulver freiließ, der
so mit Pulver angefüllt wurde, daß einige Börner oben liegen blieben.
Bus diese legte er einen etwa 20 cm langen Schwamm und be¬
schwerte ihn mit einem kleinen Stein. ,,So," sagte er befriedigt,
,,woher kommt der wind?" Ich zeigte die Dichtung an. Dann
kehrte er sich vom Steine weg mit dem Bücken gegen den wind