Full text: Lehrbuch der astronomischen Geographie

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§ 39. Das Planetensystem, soweit es bis jetzt bekannt ist 
1. Wichtigkeit des Fernrohrs. Bis zur Erfindung des Fernrohres am Ende 
des Jahres 1609 blieb die Zahl der bekannten Planeten auf 5 beschränkt; erst mit 
dem genannten Jahre war die Möglichkeit gegeben, neue Entdeckungen zu machen 
und die Grenzen des Planetensystems weiter hinauszurücken. Ein neuer Fortschritt 
zur Vervollkommnung und Vervollständigung des astronomischen Wissens geschah 
durch die Verbindung des Fernrohres mit feinen Meßinstrumenten, wodurch es mög¬ 
lich wurde, die Entfernungen der Planeten von der Erde und der Sonne mit größerer 
Schärfe zu bestimmen, als es zuvor je möglich gewesen war. Endlich trug auch die 
Vervollkommnung der Beobachtungs- und Berechnungsmethoden viel zur Förderung 
der astronomischen "Wissenschaft bei. 
2. Neu entdeckte Planeten. Die erste Entdeckung durch das Fernrohr war 
die der 4 Monde Jupiters zuerst von Simon Marius in Ansbach am 29. Dezbr. 
1609, und dann von Galilei in Padua am 7. Januar 1610. 
Bald folgte die Entdeckung der merkwürdigen Gestaltung des schon bekannten 
Saturn. Die eigentümliche Gestaltung des Planeten ward bereits 1610 von Galilei 
wahrgenommen, aber erst am 17. Dezbr. 1657 von Huygliens in ihrer Wahrheit er¬ 
kannt. Er deutete, was bereits Hevelius als zwei Seitenstäbe gezeichnet hatte, als 
einen den Saturn frei umschwebenden Ring, dessen Teilung in zwei Ringe etwa 
50 Jahre später Cassini entdeckte. In neuerer und neuester Zeit sind an dem äußeren, 
lichtschwächeren Ringe noch mehrfache Teilungen beobachtet worden, und Professor 
Maxwell und andere Astronomen 
halten es für wahrscheinlich, daß 
der Ring aus nicht zusammen¬ 
hängenden Körperchen bestehe, 
die sich fortwährend anders grup¬ 
pieren, und zwar durch den Ein¬ 
fluß der den Planeten umkreisen¬ 
den Monde. Die Fig. 103 zeigt 
das Bild dieses interessanten Pla¬ 
neten. Doch ist der Ring nicht 
immer sichtbar, da er alle 14^2 
Jahre der Erde die schmale Kante 
zukehrt, die nur mit den licht¬ 
stärksten Fernröhren als zarte Linie gesehen werden kann. 
Im Jahre 1850 ward endlich von Bond in Cambridge (Nordamerika) noch ein inner¬ 
ster, dunkler Ring gesehen, der etwa */3 des Raumes zwischen dem Hauptplaneten und 
dem ersten, inneren Ringe ausfüllt und einen gewissen Grad der Durchsichtigkeit besitzt. 
Die Entdeckung der außer den Ringen Saturn umkreisenden 10 Trabanten 
geschah nicht auf einmal. Der erste wurde 1655 entdeckt; den 9. und 10. fand 
Pickering 1897 und 1905 in Arequipa (Peru). 
Am 13. März 1781 wurde Uranus von William Herschel zu Bath entdeckt, 
und bis zum Jahre 1794 folgte die Entdeckung seiner 4 Monde. 
Am reichsten an Entdeckungen ist das 19. Jahrhundert; es wurden in dem¬ 
selben gegen 560 neue Planeten und 7 Monde gefunden. Die Mehrzahl dieser 
Planeten gehört zu den kleinsten Körpern des Planeten- oder Sonnensystems, und sie 
werden Asteroiden oder Planetoiden genannt, Namen, die wenig geeignet sind, 
Fig. 103. 
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