An vielen Stellen führen Wasseradern der Erde über Lager von
Salz, und als Salzquellen sprudeln sie aus dem Boden.
Viele Gänge und Kammern können wir in dem ausgedehnten Salz¬
bergwerke noch durchwandern und uns über die Richtung der Steinsalz¬
lagen belehren oder die zwischen ihnen durchziehenden Adern fremder
Steine und Erden betrachten. Endlich kommen wir durch einen letzten
Gang am Fuße des Berges ins Freie. Der Sonne warmer Strahl
begrüßt uns aufs neue, und es ist uns fast zumute, als hätten wir
einen wunderlichen Traum gehabt von der Heimat der Salzkörnlein
in der Erdentiefe.
202. Der Schwarzwald und seine Bewohner.
August Trinius.
Seine erhabenste Seite offenbart der Schvvarzwald von der Rhein¬
seite aus. Hier stürzen seine Bergwände am steilsten, kühn und
oft unvermittelt zur Ebene nieder, zum Rhein führen aus seinem
grünen Berginnern die tiefeingeschnittensten, wildesten Täler, durch
welche die Wildwasser als starke Bäche und Flüsse brausend sich
ihren Weg suchen. Hier liegen die lockendsten Eingangspforten
in dieses schöne, rauhe Waldgebirge, in dessen Tälern sonnige
Lieblichkeit, heitere Anmut wechselt mit großartiger, wildgerissener
Felsenpracht. Sattgrüne, sammetweiche Matten, darüber das schwer¬
mütige Dunkel seiner Wälder, das gibt dem Schwarzwald seinen
tiefen Reiz, seine ganz eigene Poesie. Drunten regt sich das Leben,
die Freude, wogt der Verkehr auf und nieder; droben aber ruht
ergreifendes Schweigen, wohnt die Einsamkeit. Halbe Tage kann
man da wandern, und nichts vernimmt das Ohr als das volle, tiefe
Rauschen der weiten, immergrünen Wälder. In unendlichen, feier¬
lichen Akkorden wogt es um uns, und still aufhorchend nimmt’s
die Seele auf, und beruhigend wie ein Glück ziehfs ein, das die
hastende Welt tief unten längst verloren hat. Ab und zu eilen Bäche
singend zu Tale. Wir lauschen dem Murmeln und freuen uns, wenn
die Sonne sich in den von Stein zu Stein hüpfenden Schaumwellen
blinkend bespiegelt. Dann umwebt uns wieder traumhafte Wald¬
einsamkeit. Der Rauch eines Kohlenmeilers steigt vor uns auf. Ein
kurzer Gruß, bald darauf Gegengruß, und die Zweige schlagen
hinter uns zusammen. Wild kreuzt den Weg, Auerhähne flattern
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