90 II. Mittel-Europa.
Deutschland verkehrten 1888 über 42 900 Schiffe und beförderten rund
17 700 000 Tons Güter. Dabei ist die Fahrtiefe erst von Köln an 6 m, von
Bingen aus nur 2,4 m. Ein großer Schiffahrtskanal wird demnächst zwischen
Ruhr und Lippe nach der Ems und Weser hin zu bauen begonnen.
Niederrhein. c) Der Niederrhem gehört, abgesehen von den Erhebungen am
Oberlauf der Ruhr und Lippe, nur dem Tieflande an, und zwar
auf deutschem Reichsgebiet fast nur sehr fruchtbaren Strichen. An
der Grenze biegt sich der Fluß nach WNW, und bald beginnt das
Delta. Erst links geht der wasserreiche Waal ab, dann rechts die
Assel (Eissel), links der Lek, rechts vom Krummen Rhein die
Vechte nach Amsterdam, und nur kanalisiert gelangt der Alt-Rhein
zum Meere. Unterdessen hat der Waal sich mit der Maas vereinigt,
welche nach einem langen, ziemlich einförmigen Laufe von dem
französischen Plateau von Langres an durch die Sambre links und
Ruhr (Roer) .rechts verstärkt worden. Hierauf zieht der rechte Arm
dieses Doppelgewässers zunächst als Merwe und Merwede zum
Lek. Nach der Vereinigung mit diesem heißt aber der zweifache
Ausfluß ins Meer „M>aasmündungen." Ein größerer Teil des
Maas- und Waalwaffers aber war bereits im Biesbofch zu den
seichteren, buchtartigen Mündungsarmen Hollandsdiep, Haringfliet
und Krammer s abgeführt worden.^
Die Rheinsch'iffahrt ist in dieser untersten Strecke minder lebhaft
als auswärts von Köln. Schon die Verzweigungen beeinträchtigen das Fahr-
wasser einer bestimmten Hauptlinie. Sodann muß der Rhein künstlich, d. h.
durch Dämme höher gehalten werden, als das umliegende Land; denn der W,
wie der N der Niederlande liegt tiefer als derMeeresfpiegel (s. <3.28), so daß bei dem
sehr geringen Flußgefäll leicht Versandungen, Schlammanhäusungen, Er-
höhungen des Flußbettes eintreten.
Immerhin zeigen die niederländischen Rheinhafenorte einen Güterverkehr
in Zu- und Abfuhr von 4 600 000 Tonnen. Die deutsche Schiffahrtsstrecke
ist von jenen Baulasten frei und erhält durch den Ruhrverkehr eine ganz
besondere Belebung. Am Mittelrhein kommen die Fahrzeuge der Mosel und
der Lahn zum Strome, erstere wird mit Dampfern auf Teilstrecken von Trier
aus befahren, die Saar aber von dem Kanal aus, welcher vom Rhein-Marne-
kanal herkommt. Die Lahn hat Dampferverkehr bis Limburg. Weitaus
bedeutender ist der Warentransporti des unteren Main, zumal da durch die
kanalisierte Strecke bis Frankfurt eine ungemeine Steigerung der Schiffezahl
veranlaßt wurde. Außerdem ist nur noch der Neckar, auf welchem gleichfalls
Dampfverkehr von Heilbronn an stattstndet, ein Zubringer für die Rheinschisfahrt.
Durch den Kanal von der Regnitzmündung zu der der Altmühl ist dann eine
schwache Verbindung mit der Donauwasserstraße hergestellt.
2.° Tonaugebiet.
Die Donau zeigt in ihrcm Oberlause 3 Abschnitte: a) bis
zur Jller-, d) dann zur Jnnmündung, c) bis an das Ostende der
Alpen oder bis zur Marchmündung.
Das bei Donaueschingen als Donau vereinigte Wasser der
Brigach und Brege, durch die Ouelle im dortigen Cchloßbrunnen
fühlbar verstärkt, durchbricht zuerst den Jurarücken, ohne jedoch einiger-