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fett und Ordnung in der Kirche wiederherzustellen. Er bewirkte, daß eine
große Kirchenversammlung zu Konstanz (am Bodensee) zu¬
sammentrat. Diese war außerordentlich zahlreich besucht vou Bischöfen,
Äbten und Priestern, wie auch von weltlichen Fürsten und Herren aus
fast allen Ländern Europas. Eines Tages sollen sogar 115 000 Fremde
und 30000 Pferde gezählt worden sein; die gewöhnliche Zahl der An¬
wesenden betrug 80 000. Das Konzil machte der Spaltung ein Ende,
indem es einen neuen Papst einsetzte. Über Hns verhängte es eine strenge
Strafe. Dieser war vor die Versammlung geladen worden, um sich
wegeu seiner Lehre zu verantworten. Seine Meinungen wurden für
ketzerisch erklärt; da er sich weigerte, zu widerrufen, wurde er zum Tode
auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Man zog ihm seine Priesterkleidung
aus, ließ ihn hinaus vor die Stadt führen und dort verbrennen. Im
folgenden Jahre starb an demselben Orte, wo Hus verbrannt worden
war, auch sein Freund und Anhänger Hieronymus von Prag
den Feuertod.
3. Der Hussitenkrieg. Das schreckliche Schicksal dieser beiden
brachte ihre Anhänger in Böhmen, die sich Hussiten nannten, in
furchtbare Aufregung. Sie gelobten einander, für Hussens Lehre Gut
und Leben zu lasten. Voll Erbitterung erhoben sie sich gegen Geist¬
liche und Mönche, und ergriffen selbst gegen den Kaiser die Waffen.
So entstand der Hussitenkrieg, der 16 Jahre lang mit wilder
Wut geführt wurde. Wiederholt zog der Kaiser mit Heeresmacht gegen
die Hussiten; aber sie schlugen unter ihrem kühnen Anführer Zizka
alle Angriffe siegreich zurück. Bald wagte kein Feind mehr, Böhmen
zu betreten. Da fielen sie in die benachbarten Länder ein, plünderten
und verbreiteten Schrecken weit umher. Allmählich jedoch wurden sie
unter sich selbst uneinig, und damit war ihre Kraft gebrochen. Dem
Kaiser gelang es, eine ihrer Parteien für sich zu gewinnen und durch
sie die übrigen zu überwältigen. Airs den wilden Hussiten ging die
friedliche Gemeinde der Böhmischen Brüder hervor, die unter
mancher Bedrängnis ihre Lehre noch Jahrhunderte hindurch bewahrte.
29» Brandenburg und die Hohenzollern.
1. Die Mark Brandenburg. Während das Deutsche Reich
unter schwachen Kaisern immer mehr sank, stieg einer der deutschen
Staaten, die Mark Brandenburg, zu immer größerer Bedeu¬
tung empor. Dieser Staat, der einst für die Zukunft Deutschlands
so wichtig werden sollte, ist aus kleinen Anfängen emporgewachsen.