Südeuropa.
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Zwischen dem Apennin und der Westküste liegen noch zahlreiche niedrige Berg-
züge, Subapennin genannt. Dieser hat teilweise vulkanische Natur, doch ist nur der
Vesuv am Golfe von Neapel, 1270 m hoch, noch tätig.
Da die eigentliche Halbinsel fast lauter Gebirgsland ist, bleibt sür Küstenebenen
wenig Raum; diese sind:
1. die kleine, aber üppige Ebene des Arno (Toskana);
2. die R ö m i s ch e C a m p a g n ci1) (kampanja) am unteren Tiber, baumlos,
öde und ungesund, die Wiege des alten Römerreiches;
3. die vom Volturno bewässerte Kampanischex) Ebene um Neapel mit
echt südlicher Pflanzenwelt, der „Garten von Unteritalien"; endlich
4. die wasserarme Apulische Ebene.
Die Halbinsel ist vorwiegend Gebirgsland; ihre Westseite zeigt einen stufen-
artigen Aufbau.
Von der Arnomündung bis zum Gols von Salerno erstrecken sich in schmalem
Gürtel die fieberhauchenden Sumpfgebiete der M a r e m m e n; zu diesen gehören
die Pontinischen Sümpse südlich von Rom2).
Bewässerung. Der Wasserstand der Flüsse wird in der heißen Jahreszeit
sehr niedrig; im Winter und Frühjahr dagegen schäumen die Gewässer ost wild
über. Die drei Hauptflüsse Arno, Tiber und Volturno durchströmen zuerst
Längstäler, um dann ähnlich unseren Alpenflüssen die Randketten in Quertälern
zu durchbrechen. Der Arno mündet ins Ligurische, Tiber und Volturno ins Tyrr-
henische Meer. Die Bewässerung der Halbinsel leidet unter der sommerlichen
Trockenheit.
Klima. Die milden Winter Italiens sind charakteristisch. Schnee ist selten
und bleibt nicht lange liegen. Die Regenzeiten beschränken sich hauptsächlich auf
Frühling und Herbst. Der Sommer ist fast regenlos. — Ein gefluchteter Wind ist
der warme, schwüle Scirocco (schiröcko). Die Halbinsel hat ausgesprochenes Mittel-
meerklima.
Erzeugnisse. Von Charakterpslanzen der Mittelmeerzone verdienen Er-
wähnung die immergrünen Laubgewächse, die den trockenen Sommer überdauern
können: Ölbaum, Lorbeer, Myrte und die immergrüne Eiche, von Nadelhölzern
Zypresse und Pinie. Die Gehänge und Vorlande der Apenninen zeigen eigenartige
Terrassenkultur mit künstlicher Bewässerung. Olivenöl, Wein und Süd-
s r ü ch t e (Orangen, Feigen, Zitronen) bilden die Haupterzeugnisse
der Apenninenhalbinsel. Der Hochwald ist vielfach abgetrieben, an
seiner Stelle wuchert der immergrüne Buschwald, die macchia (mäkia).
Als Nutztiere sind Büffel, Esel und Maultiere von Wichtigkeit. — Metalle mangeln;
nur Elba hat Eisen. Dagegen besitzt die Halbinsel Überfluß an Marmorarten,
die das Material zu Prachtbauten liefern oder auch zu Kunst- und Schmucksachen
dienen. Große Berühmtheit genießt in dieser Beziehung der weiße Marmor von
<5 a r r a r a (karära) an der östlichen Riviera3).
J) Campagna — Feld, Ebene, vgl. Champagne.
2) Völlig malariafrei (fieberfrei) sind von den 69 Provinzen Italiens nur 6.
5) Riviera di Levante — Küste des Sonnenaufgangs.