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steins Geschütz und Gepäck war auf dem Wahlplatze stehen geblieben;
aber der Verlust des theuren Königs verkümmerte ihnen die Freude.
Man fand nach langem Suchen die Leiche, von Wunden und Blut
entstellt, von Pferden zertreten, unfern eines großen Steines, der seit¬
dem der Schwedenstein heißt, und erst 1832 einem würdigeren Denk¬
male gewichen ist. Sie wurde in Weißenfels von seiner tiefbetrübten
Wittwe, die ihren Gemahl bis Naumburg begleitet hatte, empfangen,
dann einbalsamirt, und nach Stockholm gebracht. Als man dem Kai¬
ser Ferdinand den blutigen Goller des Königs überbrachte, betrachtete
er ihn mit tiefer Rührung; die Thränen traten ihm in die Augen.
„Wie gern," so sprach er, „hätte ich dem Unglücklichen ein längeres
Leben und eine fröhlichere Rückkehr in sein Königreich gegönnt, wenn
nur in Deutschland Friede geworden wäre!"
Von solchen edeln Gefühlen war Wallensteins wilde Seele weit
entfernt. Seine Wuth, aus dem Felde geschlagen zu seyn, war grän¬
zenlos, und er sah sich um nach Opfern, die zur Abkühlung seines
Grimmes bluten sollten. Er ließ in Prag ein fürchterliches Kriegs¬
gericht halten, elf seiner Offiziere, zum Theil aus den angesehensten
Familien, weil sie sich hatten schlagen lassen, henken, köpfen und vier¬
theilen, und die Namen von 40, welche sich durch die Flucht seiner
Rache entzogen hatten, an den Galgen schlagen.-^.
Gustav hinterließ keinen Sohn. Sein Töchterchen Christina
wurde Königin, und die Reichsräthe regierten bis zu ihrer Volljäh¬
rigkeit für sie. Als sie (1644) mündig geworden war, beging sie eine
Menge Thorheiten. Sie war zwar eine sehr gelehrte Frau, und zog
viele Gelehrte an ihren Hof; aber zu regieren verstand sie nicht. End¬
lich kam sie auf den Gedanken, katholisch zu werden. Sie legte (1654)
die Regierung nieder, übergab sie dem Sohne einer Schwester Gustav
Adolfs, dem Pfalzgrasen Karl 10. Gustav, und begab sich über
Inspruck, wo sie zur katholischen Kirche übertrat, nach Rom, wo sie
nicht wußte, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte, und auf tausend
Narrheiten verfiel, bis sie endlich, 60 Jahre alt, von Vielen verlacht,
und mit sich und der ganzen Welt unzufrieden, starb 1689..
Dreizehn Tage nach Gustav Adolphs Tode starb auch der ver¬
triebene Pfalzgraf Friedrich 5. Die Leitung der schwedischen Ange¬
legenheiten in Deutschland übernahm der verständige Kanzler Axel
Oxenstierna; aber es zeigte sich bald, daß Gustavs großer Geist
überall fehlte, und die Generale, die sich vor des Königs Hoheit un¬
weigerlich gebeugt hatten, weigerten sich oft, den Befehlen des Kanz¬
lers zu gehorchen. Sie trennten sich nun von einander, da sie sich
über einen Oberbefehlshaber nicht vereinigen konnten, und Jeder führte
ein besonderes Heer. Bernhard von Weimar und Gustav Horn stan-