Metadata: Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr (Teil 2)

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Freundschaft miteinander haben sollten. Damit hätte er gerne die 
Hennen vom Baume geschwatzt. Aber der Hahn sprach: „Das höre 
ich gern," und reckte dabei den Kopf auf. Der Fuchs sagte: „Was 
siehst du?" — Der Hahn antwortete: „Ich sehe einen Jäger mit Hunden 
von ferne." Der Fuchs sprach: „Da bleib’ ich nicht." Antwortete der 
Hahn: „Harre, so wollen wir auch mit dir hinab, wenn wir sehen, 
daß die Hunde mit dir Frieden haben." Der Fuchs sagte: „Ei, er 
möchte ihnen noch nicht verkündet sein. Ich fahre dahin." 
Joh. Seb. Frank. 
39. Der kleine Friedensbote. 
1. Ein Gerber und ein Bäcker waren Nachbarn, und die gelbe und 
die weiße Schürze vertrugen sich aufs beste. Wenn dem Gerber ein 
Kind geboren wurde, hob es der Bäcker aus der Taufe, und wenn der 
Bäcker in seinem großen Obstgarten an die Stelle eines ausgedienten 
Invaliden einen Rekruten bedurfte, ging der Gerber in seine schöne 
Baumschule und hob den schönsten Mann aus, den er darin hatte, 
eine Pflaume oder einen Apfel oder eine Birne oder eine Kirsche, je 
nachdem er auf diesen oder jenen Posten, auf einen fetten oder magern 
Platz gestellt werden sollte. — Zu Ostern, zu Martini und am heiligen 
Abend kam die Bäckerin, welche keine Kinder hatte, immer, einen 
großen Korb unter dem Arme, zu den Nachbarsleuten hinüber und 
teilte unter die Paten aus, was ihr der Hase oder der gute Märtel 
oder gar das Christkindlein selbst unter die schneeweiße Serviette 
gelegt hatten. — Je mehr sich die Kindlein über die reichen Spenden 
freuten, desto näher rückten sich die Herzen der beiden Frauen, und 
man brauchte keine Zigeunerin zu sein, um aus dem Satz in ihren 
Kaffeeschalen zu prophezeien, daß sie einander immer gut bleiben 
würden. 
2. Aber ihre Männer hatten ein jeglicher einen Hund, der Gerber 
als Jagdliebhaber einen großen, braunen Feldmann und der Bäcker 
einen kleinen, schneeweißen Mordax. Beide meinten, die besten und 
schönsten Tiere in ihrem Geschlechte zu haben. Und da geschah es 
denn eines Tages, daß Mordax ein Kalbsknöchlein gegen den Feld¬ 
mann behauptete. Denn er hatte wahrscheinlich vergessen, daß es 
nicht gut sei, einem großen Herrn etwas abzuschlagen. Vom Knurren 
kam es zum Beißen, und ehe sich der Bäcker von seiner grünen Bank 
vor dem Hause erheben konnte, lag sein Hündlein mit zermalmtem 
Genicke vor ihm, und der Feldmann lief mit dem eroberten Knochen 
und mit eingezogenem Schweife davon. 
3. Sehr ergrimmt und entrüstet warf der Herr des Ermordeten 
Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil II. 4
	        
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