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gesetzt, und erst seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts
hat er angefangen, von dieser Abhängigkeit sich frei zu machen,
und eine selbstständige politische Stellung zu gewinnen. Da-
gegen sind große Strecken Asiens fortdauernd den Euro-
päern unterworfen. Nord-Asien bildet einen Theil des
RussischenReiches, und in Süd-Asien (Ostindien)
besitzen die Engländer ein Gebiet, das mehr als viermal
so groß als Deutschland ist. Außerdem aber haben im Nor-
den von Afrika die Franzosen, im Süden dieses Erd-
theils die Engländer Besitzungen, und in allen Meeren
haben Europäer Küstenstriche und einzelne Inseln inne, die
ihnen als Stationen auf ihren Reisen von Wichtigkeit sind.
I. Das Festland.
Deutschland.
§. 9.
Allgemeine Ansicht.
Deutschland hat seinen Namen von einem Gotte
unserer Voreltern, Teut oder Tuiskou. Im Allgemeinen
verstehen wir darunter das Land, wo die Deutsche Sprache
oder ihre Mundarten gesprochen werden; in einem besonde-
ren Sinne umfaßt es diejenigen Länder, welche im Jahre
1871 zu einem immerwährenden Bunde sich vereinigt haben,
der den Namen das Deutsche Reich führt. Eine eigen-
thümliche Stellung zu den übrigen Ländern Europa's gewinnt
unser Vaterland dadurch, daß es in der Mitte des Erd theils
liegt, und damit die Bestimmung empfangen zu haben scheint,
gleichsam das Herz desselben zu sein. Und in der That läßt
sich aus der Geschichte nachweisen, daß alle die wichtigsten
äußeren und inneren Veränderungen, welche den gesammten
Erdtheil betrafen, von Deutschland ausgingen, und an-
dererseits, daß es auch wiederum mehr als irgend ein anderes
Land des Erdtheils den Einfluß der übrigen Europäischen
Länder auf sich erfahren mußte. Es erklärt sich daraus zum
Theil jene eigentümliche Richtung des Deutschen, nach der
er das Ausländische ohne Vorurtheil prüft, und sich so