Full text: Mitteleuropa (H. 1 = Mittelstufe)

Vorwort. 
Den Bestimmungen über die Neuordnung des Mittelschulwesens in Preußen vom 
Z.Februar 1910 entsprechend, wird in diesem hefte der Stoff für die Mittelstufe, 
Klaffe 5 und 4, geboten.1) 
„Eingehendere Kenntnis und genaueres Verständnis der natürlichen Beschaffen- 
heit des Vaterlandes und der Beziehungen zwischen seinen Bewohnern und seiner 
Natur" ist das Hauptziel des Lehrplanes. Deshalb sind auch überall die Physika- 
lischenverhältnisse zurGrundlage derBetrachtung genommen worden. Und 
wie die geographische Wissenschaft die Länderkunde nach dem Prinzip der Landschafts- 
künde gestaltet, wird in der vorliegenden Arbeit — den ministeriellen Bestimmungen 
gemäß — der Stoff durchweg nach natürlichen Landschaften gegliedert. 
Wie der Atlas und die direkte Naturbeobachtung, ist ein erdkundliches Schülerheft 
ein notwendiges hilfsmittel zum Erwerben, Befestigen und Erweitern geographischer 
Kenntnisse. Diesen Zweck kann es aber nur erfüllen, wenn es abgerundete, anschau- 
liche Bilder enthält, deren Darstellung der Fassungskraft der Schüler angemessen, 
einfach und klar ist. Darum ist stets versucht worden, abgeschlossene, lebensvolle 
Bilder der einzelnen Landschaften zu geben, aus denen die Schüler die Einsicht 
gewinnen, daß Bodenbeschaffenheit, Bewässerung und Klima, pflanzen- und Tier- 
leben, sowie der Mensch und der gesamte Kulturzustand sich gegenseitig bedingen. 
Es ist also — soweit es auf dieser Stufe möglich war — mit ganz besonderem Nach- 
druck angestrebt worden, den kausalen Zusammenhang zwischen den natür- 
lichen und den kulturellen Verhältnissen klar zu stellen. 
Für die Behandlung der Nachbarländer Deutschlands waren dieselben Grundsätze 
maßgebend- gleichzeitig wurde hier besonderes Gewicht auf die Handelsbeziehungen 
dieser Länder zu unserem vaterlande gelegt. 
Das politische ist in der Behandlung aufs engste mit dem physikalischen 
verbunden. Km Schluße jedes Zahrespensums wurde aber, um der Übersichtlichkeit 
willen, die Staatenkunde in einem besonderen Abschnitt nochmals zusammengefaßt. 
In der mathematischen Geographie ist nach den Forderungen der mini- 
steriellen Bestimmungen, stets von der Beobachtung oder von einfachen versuchen aus- 
gegangen. Das vorliegende Heft handelt von der scheinbaren Bewegung der Weltkörper. 
Gute Abbildungen unterstützen das Verständnis der Karte und dienen zur Ge- 
winnung klarer geographischer Anschauungen. Diese Aufgabe können allerdings nur 
Bilder erfüllen, die das Wesentliche von allem Zufälligen befreit dem Auge der Kinder 
vorführen. Dieser Forderung werden die meisten auch in Schülerbücher eingedrungenen 
Autotypien nicht gerecht- denn sie setzen beim Kinde die Fähigkeit einer weitgehenden 
Abstraktion von zufälligen Merkmalen voraus. Die im vorliegenden Buche gebotenen 
Federzeichnungen aber, an deren Herstellung Schulmann und Künstler in gleichem 
Maße beteiligt sind, führen nur das vor, was dem Schüler wirklich frommt. Erst im 
letzten hefte werden Autotypien gegeben werden, da auf dieser Stufe das nötige ver- 
ftändnis vorausgesetzt werden kann. 
Magdeburg, den 14. August 1910. 
Richard Lehmann. 
1) Heft II umfaßt den Stoff für Klasse 3 und 2, Heft III den Stoff für Klasse 1.
	        
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