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gründe das wild romantische, im bläulich, violetten Duft aufsteigende 
Hochgebirge der Alpenkette, das in hohen, schroffen und nackten Fels- 
rücken aus den dunklen Olivenwäldern sich erhebt oder in klippiger 
Zerrissenheit sich bis an den Wasserspiegel herandrängt; der blaue 
Himmel, das glänzende Gewölk, welches des Gebirges Riesenhäupter, 
die Gipfel des Monte Baldo im Nordosten umschwebt: das alles 
vereinigt sich in der That zu einem Bilde, das sich durch das matte 
Wort nicht beschreiben läßt. 
Verfolgt man die östliche Richtung am Gestade des Seees weiter, 
so gelangt man am niedrigen, teilweis sumpfigen Ufer nach Peschiera, 
einer der drei Festungen, die früher Osterreich wie eine Löwenklaue in 
das italienische Königreich hineinschlug. Vou da geht's in nördlicher 
Richtung an der Ostkllste weiter nach dem südlichen Ausläufer des hohen 
Monte Baldo, der an dieser Seite ziemlich zwei Dritteile des über 
sieben Meilen langen Seees begrenzt. Von diesem Ausläufer sind die 
Gardafelsen, an deren Fnße an einer weiten Bucht das Städtchen 
Gar da liegt, das dem See den Namen gegeben, gewissermaßen die Vor- 
Posten. Noch weiter hinauf nach Norden steigen die schroffen Felsen- 
wände hinter den das Gestade umsäumenden Olivenwäldern wild empor 
in mächtigen Schichten, wie mit einem Riesendamme die Etsch vom 
Bette des Seees abdrängend. Ganz am nördlichen Ende des Seees 
öffnet sich im wilden Gebirge nach Tirol hinein das enge Sarkathal, 
als dessen erweiterte Verlängerung der See eigentlich zu gelten hat, 
denn an seinem nördlichen Ende nimmt er den Sarkaslnß auf. der 
am südlichen Ende bei Peschiera als Mincio seinen Lauf fortsetzt. 
Auch auf der westlichen Seite ist der See im Norden vom wilden 
Gebirge umschlossen, das sich steil in das klare Gewässer hinabsenkt und 
seine Wildbäche in schäumenden Wasserfällen mit der blaugrünen Flut 
vereinigt. Der Monte Fraine schließt aber dies steile Ufer etwa 
auf ein Dritteil der Seelänge schon ab und giebt dem herrlichen Busen 
von Garguano Raum. Von hier beginnt nun. sich fort nach dem 
Süden erstreckend, die liebliche Ufergegend, die sich stark bevölkert und 
reich bebaut zwischen dem See und dem zurückweichenden Gebirgskamme 
dahinzieht. Garguana mit den drei folgenden Ortschaften: Villa, 
Bogliaco und San Pietro gewähren einen Anblick, wie eine einzige 
prächtige Stadt, deren weiße, malerische Häuser, zierliche Kirchen und 
Paläste mit Citronengärten abwechseln und in dem klaren Gewässer sich 
zauberisch widerspiegeln. 
Bei dem lebendigen Städtchen Salo. das an dem größten und 
schönsten Busen des Seees liegt, endet der westliche, in mehreren Zweigen 
auslaufende Gebirgsrücken im Monte Pennino, und von nun an 
bildet das Gestade bloßes Hügelland bis nach Desenzano. 
Der Gardasee ist über sieben Meilen lang und eine halbe bis zwei 
Meilen breit. Die Durchsichtigkeit und Klarheit der Wasserfläche, die 
nie vom Eise bedeckt wird, läßt weit in die Tiefe hinabschauen, wo
	        
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