150 VI. Von dem Menschen.
seinen Lauf durch den Körper fortzusetzen. Weise hat eS
der Schöpfer so eingerichtet, daß alles Blut seinen Weg
durch die Lungen nehmen must; denn da diese locke¬
ren, schwammichten Gewebe beständig mit der Luft an¬
gefüllt sind, welche der Mensch einathmet: so wird das
Blut bei seinem Durchgänge durch die Lunge abgekühlt
und erfrischt, der Weg, den das Blut bei feinern Um¬
laufe zu machen hat, beträgt ungefähr i5o Fuß, oder
gegen ^5 Ellen, und doch legt es diesen Weg in verkür¬
zen Zeit von etwa (5 Minuten zurück. Welch eine be,
wundernswürdige Schnelligkeit.
Das Herz eines gesunden Menschen zieht sich in Ei¬
ner Minute sechzig bis achzig Mal zusammen, und also
in einer Stunde drei tausend sechshundert Mal; wie er-,
slaunungswürdig ist diese Bewcgungskraft, besonders,
wenn man bedenkt, daß das Herz sich von selbst, ohne
irgend einen Anstoß, oder Trieb von außen bewegt!
Und wie sehr müssen wir dabei die Weisheit des Schöp¬
fers bewundern, der oaS Herz so eingerichtet hat, daß
seine Bewegung oder Ausammenziehung und Ausdehnung
nicht von dem Willen des Menschen abhängt, sondern
ohne seinen Willen, und ohne daß er sich dessen bewußt
wird, geschieht. Denn wie leicht würden wir dabei Et-,
was vergessen, und augenblicklich hörte dann unser Le¬
ben auf.
Weiln du dich erhitzt hast, so dringt eine wässrige
Feuchtigkeit aus deinem ganzen Körper, welche schweiß
genannt wird. Da der Schweiß nur daun aus dem Kör¬
per dringt, wenn dein Blut durch Laufen oder Arbeit
in eine ungewöhnlich schnelle Bewegung gekommen ist,
sd erhellet daraus, daß der Schweiß vom Blute abge¬
sondert wird, oder sich absetzt. Auch die Thränen ge¬
hören zu den wässrigen Feuchtigkeiten, welche von dem
Blute abgesondert werden. Sic fließen aus kleinen Bläs¬
chen , welche man D r ü se n nennt, und die in den Au¬
genhöhlen angebracht sind. Die Thränenfeuchligkeit ist
für das Auge sehr wohlthätig, denn sie verhindert, daß
das Auge trocken wird, und befördert die Beweglichkeit
desselben. Auch zur Reinigung des Auges dient diese
Feuchtigkeit, denn sie spült gleichsam den Staub und
alle andere Unreinigkeiten, welche in das Auge geflogen
find, aus demselben weg, und darum hat es Gott sehr