Full text: Die Provinz Hessen-Nassau (H. 2)

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auf dem Westerwalds zwar zahlreiche Landgemeinden, aber nur 
wenige und unbedeutende Städte, von denen keine über 5000 Ein- 
wohner zählt. Dillenburg a. d. Dill (4500 Einwohner) hat ein 
Lehrerseminar und eine Bergschule. Der Schloßberg bei der Stadt 
trägt die Ruinen des Stammschlosses des nassau-oranischen Fürsten- 
Hauses, das jetzt in den Niederlanden herrscht. Vor den Ruinen 
steht noch die uralte Linde, unter welcher der große Oranier Wilhelm 
1568 die niederländischen Abgeordneten empfing, die ihm die Führung 
in dem Befreiungskampfe gegen die Spanier antrugen. Wilhelm 
wurde nach der siegreichen Beendigung des Kampfes Statthalter in 
den Niederlanden, wurde aber 1584 zu Delft ermordet. Herborn 
a. d. Dill war bis 1817 eine Universität und hat jetzt ein Seminar 
für evangelische Geistliche und eine staatliche Präparandenanstalt. 
In Haiger sind bedeutende Gerbereien. Die im oberen Lahnthale 
am Fuße eines mit einer Burgruine gekrönten Berges schön gelegene 
Stadt Biedenkopf hat bedeutende Eisenwerke. In Montabaur 
(wahrscheinlich von Möns Tabor = Berg Tabor) ist ein katholisches 
Lehrerseminar. Der Malberg bei der Stadt war einst die Gerichts- 
stätte für den Engersgan. 
Bewohner. Da der Westerwälder durch harte Arbeit der Erde 
ihre Schätze abgewinnen muß, so wird das ganze Gebirge von 
einem einfachen, bescheidenen, aber tüchtigen Geschlechte bewohnt, dem 
das rauhe Klima den Körper kräftigt, und das mit großer Liebe an 
seiner Heimat hängt. 
Vergleiche Taunus und Westerwald hinsichtlich ihrer geologischen Beschaffen- 
heit und ihrer Oberflächenform! Woher kommt es, daß im Taunus fast alle 
Flüsse uach Norden, im Westerwalds dagegen nach Nordwesten oder Südosten 
fließen? Warum ist auf dem Westerwalds die Viehzucht wichtiger als der Acker- 
bau? Weshalb werden viele Eisenerze vom Westerwalds nach dem Ruhrgebiet 
zur Verhüttung geschickt? Inwiefern stehen die vielen Mineralquellen des Taunus 
in Wechselbeziehung zu den reichen Thonlagern auf dem Westerwalds? Woher 
kommt es, daß geschichtlich denkwürdige Orte auf dem Westerwalde fast ganz fehlen? 
Wieso erklären sich Charaktereigenschaften und Lebensführung der Bewohner des 
Wefterwaldes aus der Natur des Landes? 
Z)as Lahnthal. 
Die Lahn entspringt unweit des Ed er köpf es im Rothaar- 
gebirge. Ihre Quelle ist in dem Keller des Jagdhauses „Lahnhos". 
Als kleiner Bach fließt sie den Ostabhang des Schiesergebirges hinab 
und bildet zugleich die nordöstliche Grenze des Westerwaldes. Aus 
dieser Strecke wird sie durch viele kleine Zuflüsse von beiden Seiten 
her verstärkt, am meisten durch die vom Vogelsberge kommende 
Ohm. Etwa beim Einflüsse der Ohm zwingen der Burgwald 
und die Marburg gegenüberliegenden Höhen der Lahn berge den 
Fluß, seinen westöstlichen Laus nach Süden hin zu ändern. Er 
fließt an Marburg vorbei bis nach Gießen in südlicher Richtung. 
Beide Städte verdanken ihre Bedeutung weniger der Lahn als ihrer Lage
	        
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