Full text: Das Königreich Sachsen

20 Elbgebict. 
ein Schwamm die Feuchtigkeit der Atmosphäre aufsaugt, die Elbe. Einer 
der Brunnen, 1388 in. (4260') hoch, ist seit dem Besuche eines öfter- 
reichischen Erzherzogs als Urquelle der Elbe erklärt und in Stein gefaßt 
worden. Der Elbbach' oder Elbseifen (böhmisch „Labe" genannt) läuft 
den abschüssigen Felsrückeu hinunter. Endlich öffnet sich ein tiefer Ein¬ 
schnitt des Gebirges, der „Elbgrund", 65 m. (200') tief, in den sich 
der jnnge Fluß, übermüthig schäumend, hinabstürzt. Doppelt so stark, 
als die Elbe, vereinigt sich bald mit ihr das unweit der Schneekoppe 
auf ähnlicher Moorfläche entstandene Weiß Wasser. Der so gewachsene 
Fluß wendet sich nun nach Süden, durchbricht den südlichen Theil des 
böhmischen Riesengebirges und geht durch tiefe Wilduiß zwischen steilen, 
meist mit Nadelholz bewachsenen Wänden hindurch. Bei Hoheuelbe 
tritt der Fluß aus dem Gebirge nnd die Laufgeschwindigkeit wird 
mäßiger. Von hier aus beginnt die Holzflöße auf der Elbe. Weiter süd- 
wärts fließend, empfängt sie mehrere bedeutende Zuflüsse, unter welchen 
die Adler bei König grätz der bedeutendste ist. Bei Pardubitz wendet 
sich die Elbe westlich und bei Kollin beginnt das erste bedeutende Zu- 
rückdräugen nach Norden. Wieder eine Strecke westlich fließend, nimmt 
sie die Jser auf. Nou hier gewinnt sie die Hauptrichtung ihres Laufes 
mich Nord-West. Bei Melnick vereinigt sie sich mit der stärkeren Mol- 
dau und wird nun selbst für Dampfer schiffbar. Von Westen kommend, 
vereinigt die Eger ihre silberhellen Wellen mit denen der Elbe bei 
Leitmeritz. Die letzten böhmischen Flüsse, welche in die Elbe münden, 
sind westlich die Eula (bei Bodenbach), östlich der Polzen (bei Tetschen), 
(diese Flüßchen trennen das böhmische Mittelgebirge, welches die Elbe 
bei Anßig ^Schreckenstein^ durchbrochen hat, vom Elbsandsteingebirge) uud 
bei Herrnstretschen die Kamnitz. 
Alle Gewässer des böhmischen Gebirgskessels sind der Elbe tribut- 
pflichtig und fallen ihrem Gebiete zu. Das reiche, gesegnete Böhmer- 
land hat nur die eine große Stromrinne. Ein so reiches, nur auf 
eine Stromrinne gewiesenes Hinterland, die Einheit der Sprache an 
den Ufern bis zur Mündung, die offne, den herrschenden Westwinden 
ausgesetzte Mündung in's Meer selbst, welche Seeschiffen das Einlaufen 
erleichtert, läßt es erklärlich erscheinen, daß die Handelsschifffahrt auf der 
Elbe so günstig verbindend auf See- und Laudhandel wirkt. Zwei 
Stunden oberhalb Schandau berührt die Elbe die Grenze von Sachsen 
mit dem linken Ufer (114 m. oder 359' über dem Spiegel der Ostsee); 
das rechte Ufer bleibt bis zum sächsischen Dorfe Schmilka noch böhmisch. 
Von Schmilka gehören beide Ufer der Elbe dem sächsischen Gebiete an 
und der Fluß durchströmt das Königreich, alle Windungen mitgerechnet, in 
einer Länge von fast 16 Meilen. Die gerade Linie (Luftlinie) vom voll- 
ständigen Eintritte bis zum Austritte beträgt 12 Meilen. Der Austritt 
liegt 87 in. (267') über dem Seespiegel. Der Stromfall der Elbe beträgt 
vom Eintritt bis zum Austritt die Höhe von 27 m. und ist daher die 
Geschwindigkeit des Stromes im Mittel eine sehr geringe. — In nord- 
westlicher Richtung, mehrfach gewundenen Laufes, durchfließt sie das 
Elbsandsteingebirge und tritt dann in den breiten Thalkessel Dresdens
	        
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