Das Herzogthum Westfalen oder das Süderland. 9
meistens steil ansteigenden Bergen eingeschlossen sind; auch der ganze
Raum zwischen den Ftußthälern ist mit solchen bewaldeten Bergen
bedeckt.
Daß in den engen Thälern des Herzogtums Westfalen und den
übrigen Gebirgsgegenden nur wenig vom Ackerbau die Rede sein
kann, läßt sich leicht begreisen. Zwar werden mit der größten
Anstrengung selbst die Abhänge der Berge zu Hafer- und Roggen-
seldern zugerichtet; aber aller Mühe zum Trotz reicht doch der
Ertrag noch lange nicht zu. Wenn der Hellweg nicht aushelfen
könnte, — es fähe manchmal gar übel im Sauerlande aus.
Will man das Süderland weiter kennen lernen, dann muß man
es auf seinen überall guteu Post- und Landstraßen durchreisen. Die
Hauptwege in das Bergland kommen über den Haarstrang von Soest
(Söst) und von Lippstadt her. Auf der Höhe dieses Bergrückens hat
man überall die schönste Aussicht, nordwärts über die gesegneten Fluren
des Hellweges, südwärts in das dunkele Waldland. Eine dritte
Straße sührt an der Ruhr herauf über Menden und Neheim
nach Arnsberg. Die Soester Straße führt ebendahin durch den
Arnsberger Wald, welcher sich 8 Stunden lang und 3 Stunden breit
zwischen Ruhr und Mohne ausdehnt. Arnsberg ist eine hübsch ge-
baute Stadt von 7500 Einwohnern, der Sitz der Regierung und
eines Landgerichts und mit Recht viel gerühmt wegen seiner schönen
Lage. Von dem Schloßberge mit den Ruiueu der Burg der alten
Grafen von Arnsberg und von mehreren anderen Höhen hat man
herrliche Aussichten in das Ruhrthal. Die Ruhrstraße geht
weiter im Flußthale aufwärts. Sie berührt Meschede mit schöner
Umgegend. Hier wird sie durchschnitten von der großen Straße,
welche von Lippstadt (Minden) nach dem Rheine geht.
5. Das Siegensche.
Das Fürstentum (Kreis) Siegen ist zwar auch ein hoch-
gelegenes, mit Waldbergen bedecktes Land, aber es ist reich durch seine
Mineralien, seine Industrie und den überaus sorgfältigen Anbau des
Bodens. Der Siegener Wiesenbau ist weit berühmt. Wo in den
meistens engen Thälern ein Stückchen Grasboden so gelegen ist, daß
das Wasser eines Flusses oder Baches darauf geleitet werden kann,
da werden eine Menge Gräben fo gezogen, daß das Wasser über die
ganze Grasstäche hinfließt. Bei aller Sorgfalt der Bodenbenutzuug
reichen aber dessen Erzengnisse bei weitem nicht aus zur Unterhaltung
der zahlreichen Einwohner; die Hauptquelle des Siegenschen Wohlstan-
des ist der Bergbau und Hüttenbetrieb. Es werden Zink-,
Kupfer-, Blei- und Silbererze gewonnen, besonders aber Eisenerze.
Das Siegensche Eisen gehört zu dem bestem, das auf der Erde
vorkommt. Schon seit Jahrhunderten wird es in die Städte der
Grafschaft Mark ausgeführt, wo man es auf die mannigfachste
Weife weiter verarbeitet. Auch die Lohgerberei wird in der Stadt
Siegen (18000 Einw.) und an verschiedenen Orten des Kreises