Full text: Das Deutsche Reich (Bd. 1)

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Stromufern, die schon in den ältesten Zeiten einen bequemen Über- 
gang über den Fluß boten, und ist eine aufblühende Handels- und 
Fabrikstadt. Die ehemaligen Festungswerke wurden 1807 geschleift 
und mit der Zeit in schöne Anlagen umgewandelt. Unweit Brieg 
liegt Mollwitz, wo am 10. April 1741 Schwerin einen glänzenden 
Sieg über die Österreicher errang. — Breslau, das 471000 Einw. 
zählt (1816 74633, 1890 340247), ist nach Berlin die größte Stadt 
Preußens. Es ist der Sitz der Provinzialbehörden und nach Lage 
und Bedeutung das Herz Schlesiens. Von allen Seiten führen 
Straßen uud Eisenbahnen aus der Provinz nach Breslau. Größere 
Schisse durchfurchen die Oder von Breslau an flußabwärts. So ist 
es begreiflich, daß sich Breslau zu einem wichtigen Handelsplatz ent- 
wickelt hat. Gegenstände des Handels sind Getreide, Wolle, Flachs, 
Steinkohlen, Honig, Pferde, Schlachtvieh, Maschinen u. a. Der 
Breslauer Wollmarkt ist nach dem Berliner der bedeutendste in ganz 
Deutschland; denn die Schafzucht steht in dem schleichen Flachlande 
in Blüte. Nicht minder wichtig ist die Gewerbtätigkeit Breslaus; fast 
die Hälfte seiner Bewohner ist in den verschiedensten Zweigen derselben 
tätig. Die Industrie, welche sich in erster Linie auf den Maschinen- 
bau erstreckt, wird durch die nahen Kohlenlager sehr begünstigt. An 
Unterrichts- und Erziehungsanstalten, worunter die starkbesuchte 
Universität besonders erwähnt sei, ist Breslau reich; auch hat es viele 
Wohltätigkeitsanstalten. Die Stadt war schon um das Jahr 1000 
ein bedeutender Ort und Sitz eines Bischofs, der später auch zugleich 
Reichsfürst war; daher führt der Bischof von Breslau noch heute den 
Titel „Fürstbischof". Im Mittelalter war Breslau ein Mitglied der 
Hansa und erfreute sich damals einer großen Wohlhabenheit. Seine 
Bewohner vermittelten den Handel zwischen Deutschland und Polen. 
Aus jener Zeit stammt das herrliche Rathaus (14. Jahrhundert) am 
Ring und die evangelische Elisabethkirche (13. Jahrhundert), deren 
Turm 112 m hoch ist. Die ehemaligen Festungswerke der Stadt sind 
niedergelegt und in schattige Promenaden umgewandelt worden, 
welche die innere Stadt umziehen und viel besucht werden; auch wurde 
dadurch die Erweiterung der Stadt begünstigt. In der Mitte des 
Stadtteils links der Oder liegt der Ring mit seinen geschmackvollen Läden 
und strahlenden Schaufenstern. Hier sieht man auch die Reiterstandbilder 
Friedrichs II., der Schlesien gewann, und Friedrich Wilhelms III., 
der in Breslau, dem Hauptsitz der Bewegung gegen Frankreich, am 
17. März 1813 den denkwürdigen „Aufruf an mein Volk" erließ. 
An den Ring, in welchen die längsten und belebtesten Straßen münden, 
schließt sich der Blücherplatz mit dem prächtigen Standbilde des 
„Marschalls Vorwärts". Westlich von Breslau liegt Leuthen, das 
durch den herrlichen Sieg der Preußen über die Österreicher (am 
5. Dezember 1757) bekannt ist. Glogan ist eine starke Festung, 
welche den Überga^-H über die Oder zu decken hat; auch als Handels¬ 
platz hat die Stadt einen Namen. 
Die wichtigsten Nebenflüsse der Oder auf der rechten Seite sind 
Malapane und Bartsch (S. 91), auf der linken die Glatzer
	        
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