PortDort zur 22. Auflage.
Aufs neue tritt heute mein Buch in den Kreis seiner Freunde und
Gegner, aufs neue habe ich ihm daher ein Geleitwort mitzugeben auf
den Weg. Und da möchte ich denn, um Mißverständnissen vorzubeugen,
den rechten Gebrauch des Buches zu sichern und eine sachgemäße Beur-
teilung zu erleichtern, auf folgende Punkte hinweisen.
Das Buch ist aus der Arbeit der Volksschule heraus-
gewachsen und für fie bestimmt. Nur wer selbst-—- und zwar nicht
nur als Anfänger im Lehramte — in der Volksschule tätig ist oder
war, kennt die Schwierigkeiten im vollem Umfange, die sich in der Volks-
schule dem geographischen Unterricht entgegenstellen, weun er nicht nur
die für das bürgerliche Leben erforderlichen erdkundlichen Kenntnisse
übermitteln, sondern auch vaterländisches Denken und Fühlen wecken und
pflegen, die Kinder nicht nur hören und lernen, sondern auch nachdenken,
suchen und finden, bewundern und genießen lassen will. Diese Schwierig-
keiten ergeben sich hauptsächlich aus dem Mangel an Zeit und aus der
Jugend unserer Schüler und Schülerinnen. Sie ziehen unserer Arbeit
Nicht- und Grenzlinien, die wir nicht aus dem Auge verlieren dürfen,
wenn wir nicht auf wirkliche, die kurze Schulzeit überdauernde Erfolge
verzichten wollen. Insbesondere dürfen wir nie vergessen, daß wir alles,
was wir an die Kinder unterrichtlich heranbringen, dem Geistes-
zustand der Kinder anzupassen haben. Das ist gewiß eine schlichte,
alte Wahrheit, aber mir will es scheinen, als ob sie in der Gegenwart
häufig unberücksichtigt bliebe. In dem an sich gewiß löblichen Streben,
allen Unterricht auf wissenschaftliche Grundlage zu stellen und jedes
Lehrfach nach dem in ihm selbst ruhenden Prinzipien zu gestalten, neigt
man nicht selten dazu, den logisch-systematischen Gang der Fachwissen-
schast einzuschlagen, nicht den psychologischen, den man bei der Unter¬
weisung von Kindern zu gehen hat. Ja, einzelne Lehrer glauben
geradezu, ihren gesamten Unterricht dadurch auf eine höhere Stufe zu
heben, ihm ein wissenschaftliches Gepräge zu geben und zu einem Ab-
bild des Unterrichts an höheren Lehranstalten zu macheu, daß sie das
Fachprinzip in den Vordergrund stellen, das Hauptgewicht auf den
Stoff selbst legen, die methodische Gestaltung aber als nebensächlich an-
sehen und der Eingebung des Augenblicks überlassen. Welche Verkennung